Erneut gesunkene Einzelhandelsumsätze: Kein Aprilscherz

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Wie bereits heute morgen getwittert, sanken die Einzelhandelsumsätze auch im Februar 2010. Falls das noch jemand mit dem Adjektiv „überraschend“ charakterisiert, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Quelle: destatis

Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) lag der Umsatz im Einzelhandel in Deutschland im Februar 2010 nominal 0,5% und real 0,9% niedriger als im Februar 2009. Beide Monate hatten jeweils 24 Verkaufstage. Das Ergebnis für den Februar 2010 wurde aus Daten von sieben Bundesländern berechnet, in denen circa 76% des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel getätigt werden. Im Vergleich zum Januar blieb der Umsatz im Februar 2010 unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten nominal unverändert und sank real um 0,4%.

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2010 setzte der deutsche Einzelhandel nominal 2,1% und real 2,5% weniger um als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Der letzte Satz ist interessant. Inzwischen bewegen wir uns ja innerhalb eines statistischen Bereichs, in dem Krisenmonate mit Krisenmonaten verglichen werden. D.h., dass Jahr 2009 war schon komplett von der Krise gekennzeichnet. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 wurden dann auch im Vergleich zum selben Zeitraum 2008 deutlich niedrigere Umsätze im Einzelhandel gemessen. Lesen sie die Meldung von vor einem Jahr:

Quelle: destatis (2009)

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 wurde im deutschen Einzelhandel nominal und real jeweils 3,3% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum umgesetzt.

Im aktuellen Jahr liegen wir also mit den Einzelhandelsumsätzen noch einmal deutlich unter dem Vorkrisenzeitraum im Jahr 2008. Wer angesichts dieser niederschmetternden Entwicklung immer noch von „überraschenden“ Ergebnissen spricht oder gar von einer stabilen Lage, wie die Commerzbankspinner hier zum Beispiel, verfolgt nur das eine Ziel, die Menschen absichtlich zu täuschen.

Das Ganze passt natürlich auch überhaupt nicht zu den gestrigen Jubelmeldungen über das neuerliche „Jobwunder“. Zufällig hielt ich vorhin beim „Einkaufen“ :>> die aktuelle Ausgabe der Neuen Presse Hannover in der Hand. Urlaub eben. Aber ich habe sie mir nicht gekauft, sondern nur den Leitartikel von Udo Harms gelesen und das Papier daraufhin angewidert in den Zeitungsständer zurückgesteckt. Offensichtlich bleibt die NP-Redaktion ihrer manipulierenden Linie treu. Von erstaunlicher Stabilität war in Bezug auf den Arbeitsmarkt die Rede und vom Job-Frühling in Hannover. Einfach nur lachhaft, diese bornierten NP-Spinner.

Der ganze Laden fliegt auseinander, die europäische Währungsunsion ist so gut wie Geschichte und die Neue Presse Hannover ruft den stabilen Job-Frühling aus. Gestern lief ja ein Film über Scientology im Ersten. Ich frage mich, warum man sich mit solchen Randgruppen abgibt und nicht einmal die viel schlimmere Meinungsmanipulation durch Medien wie die Neue Presse Hannover zur besten Sendezeit filmisch unter die Lupe nimmt. In diesem Sinne, einen schönen Karfreitag und lassen sie sich nicht ans Kreuz nageln. :D

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Commerzbank: Bund zweifelt an Rückzahlung von Milliardenhilfen

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Spielt es eigentlich noch eine Rolle, was in den Banken mit unserem Geld passiert? Spielt es eigentlich noch eine Rolle, wie dumm und einfältig sich Journalisten verhalten haben, als der Staat mit Steuergeld marode Banken rettete. Die Commerzbank wurde vom Bund zum Beipiel mit 18,2 Mrd. Euro gerettet. Das war das Sechsfache des damaligen Börsenwertes. Begnügt hat sich der Bund mit 25 Prozent plus einer Aktie und einem selbstauferlegten Maulkorb. Stille Einlage nannte man das und die Journaille freute sich seinerzeit über das Vorgehen des Staates. Man glaubte, dass die Banken, wie der Fall Schweden in den 90ern zeigte, die großzügigen Geldleistungen des Staates mit ordentlichen Zinsen vergelten würden. Wie schrieb Claudia Brebach von der Neuen Presse Hannover am 10.11.2008?

„Der Fall Commerzbank hat Bankern aber wohl auch klar gemacht, dass es kaum weh tut, zum Staat zu gehen. Die Konditionen des Bundes bei der Not-Kreditvergabe sind moderat, er mischt sich nicht einmal ins Kerngeschäft ein, sondern begnügt sich mit einem guten, von den Banken bezahlbaren Zinsertrag. Eigentlich müsste es geradezu einen Run auf Staatskredite geben.“

Ein Kommentar, der mich noch heute tierisch aufregt. Damals habe ich mit der Journalistin korrespondiert und ihr klarzumachen versucht, dass sie sich im Irrtum befindet und einen schweren Fehler begeht, wenn sie so unkritisch berichtet. Das alles hat sie nicht interessiert und argumentiert, dass nichts darauf hindeute, dass der Steuerzahler da irgendetwas finanziert und nichts zurückbekäme (siehe hier und hier im Blog).

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2010 und Frau Brebach wird sich kaum noch an den Briefwechsel erinnern. Ich hätte es auch dabei belassen, wenn nicht nach der Commerzbank selbst im Jahr 2009, nun auch der Bund in Gestalt seiner Soffin-Kontrolleure eingesteht, dass es von der Commerzbank auf Jahre hinaus keine Zinszahlungen geben werde und es wohmöglich besser wäre, auf einen Teil des investierten Geldes, also den 18,2 Mrd. Euro, gleich ganz zu verzichten.

Quelle: MMnews

Im Soffin mehren sich sogar die Stimmen, die von Teilverlusten der Staatshilfe ausgehen. „Ob das Geld jemals ganz zurückgezahlt werden kann, da bin ich skeptisch“, sagt ein Teilnehmer der Runde. Es sei vielleicht sogar sinnvoll, einen Teil des Geldes abzuschreiben.

„Der Bund muss kühl durchrechnen, ob es nicht sinnvoller ist, auf einen Teil des Geldes zu verzichten“, sagte ein weiterer der WirtschaftsWoche. Dahinter steckt die Erwartung, dass sich die Anteile an der Commerzbank nicht verkaufen lassen, solange die Bank keine Dividenden zahlen kann.

Eine schöne Bescherung. Bitte sagen sie es auch anderen weiter, wie das mit dem Steuergeld für systemische Banken konkret funktioniert. Da fließt nichts zurück. Die beteiligten Parteien setzen wohl auf die Vergesslichkeit in der Bevölkerung.

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Mein vorläufig letzter Beitrag zur Neuen Presse Hannover

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Seit heute bin ich nicht mehr Abonnent der Neuen Presse Hannover. Die Verhandlungen um eine Verlängerung scheiterten letztlich an den preislichen Vorstellungen. Details erspare ich ihnen. :DD

Der Abschied fällt überhaupt nicht schwer, da es schließlich zahlreiche Gründe gibt, diese Zeitung nicht zu kaufen. Also mindestens 189, wenn ich mal rechts auf meine Tag-Leiste schaue. Und Grund 190 füge ich jetzt zum Abschluss hinzu. Am gestrigen Montag, dem Geld & Gewinn Tag in der grünen NP-Woche, erschien auf der Service-Seite ein Beitrag zum Thema Riester. Lesen und staunen sie selbst.

NP 002

Ich stelle mir gerade meine Tochter vor, wie sie im Jahr 2070 ihrem Rentenversicherungsträger erklären muss, warum es ihr nicht möglich war, schon mit 13 Jahren einen Job anzunehmen, um eine private Zusatzrente entsprechend zu besparen. Da hätten sie halt mit der Zeit gehen müssen, sagt der Sachbearbeiter…

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Die Schweinegrippe wird auch offiziell zu einem Rohrkrepierer

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Ich muss noch einmal auf das Thema zu sprechen kommen. In der Neuen Presse Hannover wurde heute im Regionalteil eine ganze Seite darauf verwandt und sogar ein Redakteur, der vor kurzem Vater geworden ist, steuert einen eigenen, gefühlsbetonten, Erfahrungsbericht bei, dazu später mehr. Hintergrund der neuerlichen Panikwelle ist die genaue Dokumentation der Schweinegrippe-Todesopfer an der MHH (Medizinische Hochschule Hannover) samt Beileidsbekundungen der niedersächsischen Sozialministerin Ross-Luttmann. Nun ist auch der erste Einwohner der Stadt Hannover der teuflischen Grippe erlegen und deshalb titelt die Neue Presse Hannover im Regionalteil:

Schweinegrippe – die Angst wächst

Doch zunächst einmal zu den Fakten. Die Schweinegrippewelle ebbt ab! Sogar das Panik liebende Robert Koch Institut spricht von einem zarten Trend nach unten. Wie MMnews berichtet, rechnen die Länder damit, dass sie auf rund 50 Millionen Impfdosen sitzen bleiben werden. Na sowas, und in der Neuen Presse Hannover liest man etwas über lange Wartezeiten und Impfstoffmangel. Das hat ja durchaus auch etwas Lustiges. Die restlichen Impfstoffdosen werden erst dann eintreffen, wenn alles vorbei ist. Abnehmen müssen die Länder die bestellte Ware trotzdem, das ist mal klar, auch wenn das Zeug dann keiner mehr haben will.

Doch nun zum Erfahrungsbericht unseres NP-Redakteurs. Harald Thiel ist vor vier Wochen Vater geworden, dafür mal herzlichen Glückwunsch. Doch schon vermarktet er seinen Sohn für seinen Arbeitgeber, samt aussagekräftigen Foto. Sein Artikel heißt:
Bloß nicht anstecken – ein Leben in Zeiten des Virus

Allein schon der Titel klingt übertrieben und auch der Text ist ein Dokument einer wohl selbst verinnerlichten Angst, die aufgrund öffentlich betriebener Kampagnen, entstanden ist. Ich kritisiere nicht die Angst eines Familienvaters, sondern die Distanzlosigkeit eines Zeitungsredakteurs, der scheinbar ganz bewusst mit seiner persönlichen Erfahrung kokettiert und damit auch die Ängste von anderen weiter schüren will, obwohl das völlig unnötig ist. Im Text schreibt er die Zeile:

„Tobias ist jetzt fast vier Wochen alt, und irgendwann werde ich ihm erzählen, dass er im Jahr eins der Schweinegrippe geboren wurde.“

Allein in diesem Satz liegt eine gefühlte Dramatik, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Meine Tochter wurde im Jahr 2003 geboren. Ihr müsste ich demnach erzählen, dass sie im Jahr 1 der SARS-Pandemie zur Welt kam. Kennen sie diese Mördergrippe noch? Nein. Und von der Schweinegrippe wird man nächstes Jahr wahrscheinlich auch nichts mehr hören. Es sei denn, die Pharmaindustrie lässt das Virus noch ein paar Mal mutieren und wir erleben dann die Schweinegrippe 2.0 oder so.

Doch der Text von Thiel offenbart noch etwas anderes. Die ohnmächtige Ahnungslosigkeit eines Journalisten infolge des kritiklosen Aufsaugens gesteuerter Panikmeldungen.

„Schweinegrippe, Schweinegrippe, Schweinegrippe. Ich bin genervt. Nein, ich mag es nicht hören. Muss ich aber. Denn ich bin mittendrin. Nicht, dass mich das fiese Virus auch schon befallen hätte, aber es beschäftigt mich jeden Tag. Jeden Tag! Nicht nur beruflich. Privat noch viel mehr. Weil man nichts weiß und nichts mehr darf – oder nicht weiß, was man darf oder nicht darf. Zumindest wir nicht. Wir, das sind meine Frau, ich und Tobias.“

Ich gebe ja zu, dass man sich nicht völlig gegen solche Meldungen immunisieren kann, besonders dann nicht, wenn man kleine Kinder hat. Aber dann lässt man sich doch nicht auch noch zum Instrument dieser falschen Angstkampagnen machen? Der Ton und die Argumentation von Redakteur Thiel sind dann auch entsprechend bescheuert.

„Als immer mehr Meldungen über das Virus auftauchten, haben wir angefangen uns Sorgen zu machen. Und wurden von Freunden und Kollegen nicht wirklich ernst genommen. Die beliebteste Bemerkung: „Die echte Grippe ist doch viel schlimmer, da sterben jedes Jahr Tausende dran.“ Auch ein Brüller: „Mehr Vitamine essen, dann steckt man das locker weg.“ Oder: „Ist doch nur ein Grippchen.“ Vielen Dank. Nur zur Erinnerung: An der Krankheit kann man sterben. Und wir sind schwanger! Okay, ich nicht – aber irgendwie doch. Schon mal was davon gehört, dass eine schwangere Frau nur einen eingeschränkten Immunschutz hat? Also zum Mitschreiben: Wenn ich mir H1N1 einfange und dann meine Frau anstecke … Verstanden? „

Thiel begreift nicht, was seine Bekannten sagen. Auch die normale (auch todbringende) Grippe ist schon immer und jedes Jahr auf schwangere Frauen gestoßen, ohne dass diese und ihre Familien gleich Todesängste austehen mussten. Die hyterische Attitüde des Redakteurs Thiel ist an dieser Stelle wirklich nicht zu verstehen. Total von der Rolle, der Mann. Weiter im Text:

„Gut, es ist glücklicherweise nichts geschehen. Tobias ist gesund zur Welt gekommen. Ein kräftiger, hübscher Junge. Also alles gut? Denkste! Denn seitdem gehts erst richtig los. Mit Beginn des norddeutschen Schmuddelwetters schlägt die Schweinegrippe nun voll bei uns durch. Und auf einmal haben alle um einen herum das Virus – und nehmen es jetzt sogar ernst. Kollege A ist seit drei Tagen nicht mehr im Büro. Morgen kommt das Ergebnis des Abstrichs. Kollege B liegt auch flach, und Kollege C ist erleichtert – er hats hinter sich und ist jetzt immun. Bei Freunden von uns ist die ganze Familie erkrankt. In der MHH sind zwei Patienten gestorben. Die Einschläge kommen gefühlt näher.“

Getreu dem Motto: Jeder, der eine fiebrige Erkältung hat, muss zwangsläufig mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert sein. Dass immer mehr Ärzte sich aber weigern, überhaupt einen Test zu machen, scheint dem besorgten Familienvater völlig entgangen zu sein. Er sieht vor lauter Einschlägen die abfeuernden Geschütze nicht mehr. Deshalb schafft es Thiel auch nicht mehr, einen klaren Gedanken zu fassen:

„Es geht um einen nagelneuen Impfstoff, der bislang nur sehr eingeschränkt geprüft werden konnte. Schon gar nicht an stillenden Müttern und ihren Babys. Dazu kommt noch die Sache mit diesem komischen Wirkstoffverstärker. Dem werden ja die allertollsten Nebenwirkungen nachgesagt. Selbst Mediziner sind sich uneins. So räumte selbst der Niedersachsen-Vorsitzende des Ärzteverbandes Hartmannbund vor zwei Wochen ein, dass es noch viele Fragezeichen gebe. Im Oktober hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Eltern geraten, nur Kinder ab drei Jahren impfen zu lassen. Jetzt empfehlen Kinderärzte, alle Kleinkinder vom vollendeten sechsten Lebensmonat an gegen die Schweinegrippe zu impfen. Interessant, wie sich die Erkenntnisse in weniger als vier Wochen ändern.“

Wenn ich das lese, frage ich mich zwangsläufig, wie absurd eine Diskussion eigentlich werden kann, bis man als normaler Mensch checkt, dass an der ganzen Sache etwas grundsätzlich faul sein muss. Wenn Ärzte ihre Impfempfehlungen so schnell wechseln wie andere ihre Kleidung wenn sie vom Regen durchnässt wurde, muss sich doch der Verstand wieder einschalten. Davon scheint Redakteur Thiel jedenfalls aus meiner Sicht weit entfernt:

„Die Mobilität ist eingeschränkt – oder zu Deutsch: Man sollte seinen Hintern so wenig wie möglich aus dem Haus bewegen. Kein Einkaufen im Supermarkt, kein Bummeln über den Weihnachtsmarkt. Den ersten Besuch beim Kinderarzt werden wir zur frühestmöglichen Uhrzeit machen – dann ist das Wartezimmer vielleicht nicht so voll. Klingt panisch. Aber so ist das nun mal, wenn man nichts Genaues weiß.“

Aus journalistischer, nicht aus väterlicher, Perspektive ist das wirklich ein Armutszeugnis. Als Journalist könnte man mehr wissen und als Vater würde man soetwas Hysterisches gar nicht erst in der Zeitung verbreiten.

„Ob Oma oder Opa, Freunde oder Nachbarn – wer in Verdacht steht, unser Kind anfassen zu wollen, bekommt das blaue Desinfektionsmittel in die Hand geschüttet. Die Zeiten sind eben so. Man schmort zu Hause im eigenen Saft und macht sich so seine Gedanken. Gut, dass Papi ins Büro darf. Und vorher in den Supermarkt sprintet, ins Kaufhaus und Behördengänge erledigt. Hauptsache, ich stecke mich dabei nicht an. Denn leider habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, mich selber impfen zu lassen. Weder gegen die Schweine- noch die normale Grippe. Steht aber ganz oben auf meiner To-do-Liste. Es nervt.“

Die Frau und das Kind sind wirklich zu bedauern. :roll:

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Christoph Slangen fordert den Einfluss der Politik auf die Medien zu begrenzen

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Nachdem der Chefredakteur des ZDF Nikolaus Brender gestern keine Mehrheit für eine Fortsetzung seiner Arbeit erhielt, geht ein Aufschrei durch die Medien. Auch die Neue Presse Hannover kritisiert die Entscheidung des Verwaltungsrates, der mehrheitlich in Unionshand ist. Und ausgerechnet Christoph Slangen kommentiert. Lesen sie bitte mal die ersten Zeilen:

„Politik und Journalismus, das ist keine Liebesbeziehung. Die vierte Gewalt soll die Politiker kontrollieren, doch wird sie, gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, auch selbst kontrolliert und beeinflusst.“

Das habe ich heute morgen gelesen, und ich lache immer noch. Christoph Slangen, der selbst ein PR-Büro betreibt und getrost als Sprecher der Bundesregierung durchgehen könnte, aber nicht als Journalist, der unter dem Begriff vierte Gewalt verortet Politker kontrolliert, beschwert sich also über die Beeinflussung der Medien durch die Politik. Es geht halt immer noch blöder.

Im Fall des ZDF ist die jetzige Jammerei auch reichlich scheinheilig. Ich würde nun Brender nicht unbedingt als unabhängigen und unbequemen Journalisten bezeichnen und die ZDF-Redaktion als politisch neutral schon mal gar nicht. Da scheinen einige an starken Wahrnehmungsstörungen zu leiden. Allerdings muss man sich schon besorgt darüber zeigen, wer da nun als potenzieller Nachfolger gehandelt wird. Der Name Peter Frey ist bereits gefallen. Der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios ist auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. In der Neuen Presse steht außerdem, dass man Frey gemeinhin als intelligenten Linken bezeichnet. 88|

Um diese Behauptung zu untermauern füge ich zur Aufklärung noch einmal Peter Freys Bewerbungsvideo an.

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Die Neue Presse Hannover gewinnt zwei "Zeitungs-Oscars"

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…und zwar zwei „der begehrten europäischen „Awards of Excellence“, den Oscars der Zeitungsbranche“. In der Vergangenheit hatte ich über den von Norbert Küpper gegründeten European Newspaper Award bereits berichtet und festgestellt, dass es sich dabei um eine reine PR-Geschichte für die Zeitungsbranche handelt. Jedes noch so kleine Käseblatt bekommt da einen Preis in irgendeiner maßgeschneiderten Kategorie, mit dem man jedes Jahr im November angeben kann. Das Ganze soll ja die Qualität der Zeitung dokumentieren.

Normalerweise würde ich darüber nicht mehr berichten, doch dieses Jahr hat die Neue Presse Hannover einen Preis ausgerechnet für die Titelseite vom Samstag vor der Bundestagswahl bekommen. Und dazu sollte man was schreiben, denn die war geprägt von Wahlwerbung für Schwarz-Gelb. Einen ausführliche Analyse des Seite 1 Kommentars vom Vizechef der NP Bodo Krüger hatte ich bereits nach der Wahl hier im Blog vorgenommen. Da sollten sie noch einmal reinschauen.

Den Preis bekommen die zwar nicht ausschließlich für den Propaganda-Kommentar von Krüger, sondern für das Design der gesamten Titelseite mit der Überschrift: „Ich mache mein Kreuz, weil…, mit Stimmen von unter anderem auch prominenten Hannoveranern. Dennoch sollte ein Preis für schönes Design nicht die miese Qualität der Texte vergessen machen.

Ansonsten ist die Neue Presse nach wie vor ein Fall für’s Altpapier. Wenn ich auf der heutigen Klatschseite schon wieder lesen muss, dass Stephanie zu Guttenberg der heimliche Star der Bambi-Gala war und dann Fotos von Gutti und ihr abgedruckt werden, die überhaupt nix mit der Bambi-Verleihung zu tun haben, frage ich mich auch, ob die Gutti-Kuschel-Kampagne auch im Klatschteil ihre Fortsetzung finden soll. Und natürlich, im Text, der passenderweise keinen Autorennamen trägt, steht:

Sie steht im Scheinwerferlicht wie ein Profi. Null Aufgeregtheit, keine Allüren: Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg (32), die schöne Ehefrau unseres Verteidigungsministers. Sie übergab Uli Hoeneß vom FC Bayern München einen Bambi – und war der heimliche Star der Gala in Potsdam. Charme-Faktor 100: Kurzfristig hatte sie ihren Ehemann an dem Abend vertreten und sagte forsch: „Denken Sie sich Ihren Verteidigungsminister in dieses Abendkleid.“

Muss man dazu noch etwas sagen? Ich vielleicht nicht mehr lange, denn mein Abo endet mit dem 30.11.2009. Vielleicht deshalb, weil der Aboservice bereits Bettelbriefe schreibt. :DD

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Noch einmal Afghanistan: Der Kommentar der Neuen Presse Hannover

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Auch die Neue Presse Hannover reagiert völlig überrascht auf die gestrigen Ereignisse. Claus Lingenauber kommentiert heute auf Seite 1.

„Neue Enthüllungen zeigen, dass der Christdemokrat, der vor der Wahl noch Verteidigungsminister war, besser über die tragischen Ereignisse von Kundus hätte informiert sein müssen. Schon einen Tag nach dem Bombenangriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster, bei dem auch Zivilisten ums Leben gekommen waren, lag ein eindeutiger Bericht von deutschen Feldjägern vor. Doch Jung kannte ihn nicht – oder wollte ihn nicht zur Kenntnis nehmen. Beides wäre fatal – ein Offenbarungseid für einen verantwortlichen Politiker.“

Wie ich bereits gestern schon schrieb, sind die angeblichen Enthüllungen nicht das Interessante an der Geschichte, sondern die Frage, warum Springer gerade jetzt gegen die Bundesregierung schießt. Auch die Frage, warum Herr Jung eigentlich das Ressort wechselte, ist wieder hoch aktuell. Denn das deutet ja nun darauf hin, dass auch Frau Merkel mehr als im Bilde über die Vorfälle in Afghanistan war. Aber Herr Lingenauber will das gar nicht recht zur Kenntnis nehmen und begnügt sich einfach mit der Feststellung, dass Franz Josef Jung nur ein Proporzminister sei, der ansonsten keine fachlichen Qualifikation besitze.

„Zumal der Mann, dem das Wort Krieg nicht über die Lippen kommen wollte, von Beginn an eine krasse Fehlbesetzung war. Schließlich war er nicht wegen seiner Kompetenz dort gelandet, sondern aus Proporzgründen. Weil auch ein Hesse am Kabinettstisch sitzen musste. Selten wirkte jemand dort so deplatziert.“

Also wirklich schlecht, Lingenauber. Dass Hessen am Kabinettstisch sitzen müsse, ist ein wirklich dümmliches Argument und kratzt ja nicht mal an der Oberfläche. Franz Josef Jung sitzt dort, weil er Roland Koch nach dem Bekanntwerden des Spendenskandals der Hessen-CDU im Jahr 2000 einen Gefallen tat und als Chef der Staatskanzlei zurücktrat. Er rettete somit Roland Koch den Arsch, obwohl dieser mit illegalen Parteispenden, die er als jüdische Vermächtnisse deklarierte, den Wahlkampf 1998/99 bestritt. Zum Dank drängte Koch auf einen Kabinettsposten für Jung in der Regierung Merkel. Und die wiederum aktezptierte nur unter der Bedingung, dass der hessische Ministerpräsident bundespolitisch die Füße still hält. Dafür ärgert er ja jetzt das ZDF.

Solche wichtigen Informationen und Zusammenhänge sollte man als Journalist nicht unterschlagen. Dann müsste man nämlich auch nicht wieder so ahnungslos tun und beschreiben, dass Franz Josef Jung eine Fehlbesetzung war und deplatziert wirkte. Der Leser will da mehr wissen. Schließlich konnte doch Lingenauber auch ganz genau erklären, warum Andrea Ypsilanti nicht Ministerpräsidentin von Hessen werden durfte.

Nein, so geht das nicht. Aber das Beste ist ja wieder die Lobeshymne auf den Edel-Baron zu Guttenberg:

„Sein Nachfolger zu Guttenberg ist da von einem anderen Kaliber. Er räumt auf und vermittelt klare Positionen und Entschlossenheit. Mit Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Wichert hat man inzwischen zwei Schuldige gefunden. Beide sind zurückgetreten.“

Auch hier stellt sich die dringende Frage, warum zu Guttenberg das Ressort wechselte. Sollte er mit seiner Popularität, die mit dem kürzlich absolvierten Besuch in Afghanistan und anhand medialer Bilder-Inszenierung noch einmal gesteigert wurde, die miese Vorstellung der Bundesregierung zu einem freudigen Abschluss bringen? Ich kann nur noch einmal daran erinnern, dass die Allzweckwaffe zu Guttenberg nicht das erste Mal zum Einsatz kam. Bereits in seiner Funktion als Wirtschaftsminister reiste er in die USA, um dann mit Hilfe von tollen Fotos der deutschen Öffentlichkeit und vor allem den Wählern zu suggerieren, der Fall Opel sei bei ihm in guten Händen.

Ich bin auch nicht bereit zu akzeptieren, dass zu Guttenberg über das Ausmaß des Luftangriffs bei Kunduz nicht informiert war. Er hat den immer noch geheim gehaltenen NATO-Bericht eine Woche lang durchgelesen und dann gesagt, dass das Verhalten von Oberst Klein angemessen war und dass es auch zu dem Luftschlag zwingend hätte kommen müssen, wenn die von zu Guttenberg kritisierten Verfahrensmängel nicht aufgetreten wären. Damit lehnte er sich noch weiter aus dem Fenster, als der gefeuerte Generalinspekteur Schneiderhan. Also, was wusste Guttenberg? Und im Zuge dessen Steinmeier, Merkel und die gesamte Bundesregierung? Warum hat die neue Bundesregierung und damit zu Guttenberg als Verteidigungsminister persönlich bei der NATO darauf gedrängt, dass eine Beurteilung des Luftschlags auf Grundlage des Untersuchungsberichts durch das NATO-Kommando zu unterbleiben habe? Wenn man aus dem Bericht nur den Schluss ziehen konnte, dass das Verhalten Kleins korrekt gewesen war, hätte es dafür doch keine Veranlassung gegeben.

Nein, zu Guttenberg musste die NATO zum Stillhalten bewegen, weil bereits klar war, dass Oberst Kleins Befehl zum Angriff, militärisch nicht zu rechtfertigen war. Die angeblich neuen Enthüllungen von gestern, konnte man so schon Ende Oktober lesen, als über den NATO-Bericht geschrieben wurde. Spiegel-Online schreibt zum Beispiel am 31.10.2009:

Der Nato-Bericht über den tödlichen Luftangriff auf zwei Tanklaster in Kunduz weist SPIEGEL-Informationen zufolge auf klare Fehler in der deutschen Operationsführung hin. Oberst Klein, Kommandeur des Wiederaufbauteams in Kunduz, habe sich nicht an das Standard-Einsatzverfahren, die sogenannten Standing Operation Procedures (SOP), gehalten.

So habe er die Luftunterstützung mit der Begründung angefordert, seine Truppen hätten Feindberührung, obwohl sich keine Isaf-Soldaten in der Nähe der Tanker aufhielten. Er habe es abgelehnt, als niedrigere Eskalationsstufe die F-15-Jagdbomber zunächst im Tiefflug über die Tanker fliegen zu lassen. Zudem sei es möglich, dass es angesichts der unübersichtlichen Lage nicht ausreichend war, sich auf eine einzige menschliche Quelle und die Live-Bilder der Luftunterstützung zu verlassen.

Doch erst gestern titelt Bild mit genau denselben Fakten und löst damit eine „Regierungskrise“ aus. Was steckt wohl dahinter? Soll zu Guttenberg geschützt werden und seine Rolle gefestigt? Claus Lingenauber schreibt es ja. Zu Guttenberg vermittle klare Positionen und Entschlossenheit. Ein Witz angesichts der Herumeierei im Fall Opel. Dennoch scheint zu Guttenberg momentan jedenfalls der Gewinner des Krieges an der Heimatfront zu sein.

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Meinungsmache: Wie Bodo Ramelow zum "Badboy" gemacht wurde

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In einem Brief an die NachDenkSeiten nimmt Bodo Ramelow Stellung zu den Vorwürfen, er hätte sich in eine Kampagne gegen den an Krebs erkrankten Oskar Lafontaine einbinden lassen. Sehr eindrucksvoll und ehrlich, wie ich finde, räumt er mit den von den Medien konstruierten Scheinsachverhalten auf. Im Zuge seiner Beschreibung der Ereignisse und insbesondere seiner Kontakte zu den Medien fällt ein Name, bei dem es klingelt. Dieter Wonka von der Leipziger Volkszeitung. Er ist wohl der mutmaßliche Auslöser der Kampagne, weil er Bodo Ramelow ganz gezielt missverstehen wollte.

Dieter Wonka ist der, der auf der Bundespressekonferenz Guido Westerwelle auf altgriechisch eine Frage stellen wollte, weil der sie auf deutsch nicht verstand oder verstehen wollte. Mit Unverständnis hätte Bodo Ramelow wohl letztlich auch reagieren sollen, um nicht Gefahr zu laufen, für eine bewusste Medienkampagne eingespannt zu werden. Sie können aber an den Schilderungen Ramelows sehr schön nachvollziehen, wie das mit der Meinungsmache in diesem Land funktioniert. Dieter Wonka ist im Grunde der Christoph Slangen der Leipziger Volkszeitung und die gehört zu 100 Prozent dem Madsack-Konzern, wie die Neue Presse Hannover auch. Insofern ist es kein Wunder, dass man sich die Bälle zuspielt, wie der Kommentar von Anja Schmiedeke vom letzten Donnerstag in der NP zeigt (siehe hier im Blog).

Auf eine Gegendarstellung können sie lange warten. Wie Bodo Ramelow abschließend schreibt, wird seine Richtigstellung der Ereignisse mit den Worten kommentiert.

„…,nach heftiger Intervention der Bundesspitze rudert Ramelow
zurück“

Ziel der Kampagnen bleibt es, die Linkspartei als streitenden Haufen darzustellen, der sich vor allem an der Person Oskar Lafontaine abarbeitet. Nur gegen Lafontaine sind im Endeffekt diese getarnten Angriffe gerichtet. Am letzten Donnerstag lautete die entsprechende Agenturmeldung in der Neuen Presse:

Linke streitet über Lafontaine-Nachfolge
Darunter findet sich dann ein Text mit Zitaten von Ramelow, die so eingesetzt worden sind, dass man annehmen musste, Ramelow fordere eine Führungsdebatte.

BERLIN. In der Linken ist Streit darüber entbrannt, ob über eine Nachfolge für den an Krebs erkrankten Parteichef Oskar Lafontaine diskutiert werden soll. Linksfraktionschef Gregor Gysi wies Überlegungen des Thüringer Linksfraktionschefs Bodo Ramelow zurück, die Partei müsse sich auf einen Wechsel vorbereiten. Lafontaine ging am Tag vor seiner Operation bei einer Rede in Saarbrücken nicht auf seine Erkrankung ein. Ramelow sagte der „Leipziger Volkszeitung“, die Partei müsse sich unabhängig von der Erkrankung ihres Vorsitzenden gezielt auf die Zeit nach Lafontaine vorbereiten: „Es muss sowieso ohne Lafontaine gehen. Das hat nichts mit seiner Krebsoperation zu tun.“ Zur Frage der Neubesetzung der Parteispitze sagte Ramelow: „Die neue Parteiführung sollte aus einem Ost- und einem West-Vertreter, aus einem Mann und einer Frau bestehen.“ Gysi sagte zu Ramelows Überlegungen: „Herr Ramelow kann ja über alles nachdenken. Aber das ist eine Frage, die mich im Augenblick ehrlich gesagt nicht sonderlich bewegt.“ Am Dienstag war bekannt geworden, dass Lafontaine sich einer Prostatakrebs-Operation unterziehen muss.« afp/dpa»

In seiner Klarstellung schreibt Ramelow:

„Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine Anfrage von Herrn Wonka von der Leipziger Volkszeitung, der am Montag, 16. November, über sein Büro ein entsprechendes Interview mit mir vorvereinbart hatte. Dieses Interview markiert Auffassungen von mir, die ich schon Wochen vorher öffentlich immer wieder geäußert habe. Dazu gehört insbesondere die Unterstützung für Oskar Lafontaine zum Vorschlag, in der Parteispitze eine Doppelspitze zu installieren. Darüber hatte ich persönlich mit Oskar gesprochen und im Gegensatz zu vielen ostdeutschen Landesverbandsvertretern bin ich ein vehementer Befürworter der Doppelspitze.

In diesem Zusammenhang ist von mir der Satz gefallen, dass der Vorschlag von Oskar sehr klug gewählt ist, ich ihn sehr unterstützenswert finde, weil damit von ihm ein geordneter Generationswechsel über einen längeren Zeitraum ermöglicht wird. Ich habe auch darauf hingewiesen, dass ein Generationswechsel auf diese Art zeigt, wie Oskar Lafontaine denkt und wie gut es uns tun würde, diese Debatte jetzt offensiv in der Partei zu führen. Das habe ich vor der Krebsdiagnose geäußert und mit wenig Mühe wird man diese Texte von mir in einer Reihe von Zeitungen und meinem längeren Interview im Tagesspiegel nachlesen können.“

Kurzum: Ramelow hat vor Bekanntwerden der Krebserkrankung Lafontaines in Interviews immer wieder gesagt, dass er die Haltung Lafontaines teile, dass die Parteiführung auch in Zukunft mit einer Doppelspitze aus Ost und West und am besten in der Form Mann Frau bestückt sein sollte. Mehr nicht. Was Wonka und die Medienmeute nach Bekanntwerden der Krebserkrankung nun aus den Statements gemacht haben, ist eine perfide und stillose Angelegenheit.

Das muss man sich mal vorstellen. Dieter Wonka ruft am Mittwoch, den 18.11.2009, bei Ramelow an und lässt sich ganz bewusst die bisher getätigten Aussagen zur Doppelspitze noch einmal bestätigen. Und am nächsten Tag erscheint dann die Schlagzeile über eine angeblich stillose Nachfolgedebatte innerhalb der Linkspartei, ausgelöst durch Aussagen von Ramelow, die lange vor Bekanntwerden der Krebserkrankung und in Übereinstimmung mit der Position Lafontaines gemacht worden sind. Ist das nicht verrückt?

Für die offene Schilderung der Vorgänge muss man Bodo Ramelow wirklich dankbar sein. Selten bekommt man so konkrete Einblicke in die schmutzige Welt hinter der publizierten Wirklichkeit. Aber das kennt man ja bereits von Ramelow. Er hat ja auch das Protokoll der letzten Sondierungsrunde mit der SPD in Thüringen veröffentlicht, nachdem die Sozialdemokraten eine sehr eigene Wahrnehmung der Realität verbreiten wollten. Die Matschbirne Matschie stand dann auch sehr ertappt da.

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Die Zahl des Tages bei der Neuen Presse Hannover

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Die Neue Presse Hannover päsentiert jeden Tag eine Zahl und eine kleine Geschichte dazu. Diesmal geht es um die Neue Presse selbst. 5 430 000 lautet die Zahl des Tages.

5 430 000 Treffer landet man bei Google in 0,12 Sekunden, wenn man den Begriff „Neue Presse Hannover“ bei der Internet-Suchmaschine eingibt. Dabei verzeichnet unsere Website Zugriffe aus der ganzen Welt – von Hannoveranern, die sich auch aus dem Ausland über ihre Heimat informieren wollen. Gestern waren sogar Besucher von den Kaiman-Inseln, aus Grönland und Vietnam auf unserer Homepage «neuepresse.de».

Zahl des Tages

Das ist natürlich nicht ganz richtig. Wenn man bei google die Worte Neue Presse Hannover hintereinander eingibt, erreicht man durchaus diese hohe Trefferzahl. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob die gesuchten Wörter unter den Suchtreffern in der, von der Neuen Presse suggerierten, Reihenfolge stehen. Es kann also auch sein, dass Seiten gefunden werden, in denen Neue, Presse und Hannover irgendwo im Text vorkommen und mit der Neuen Presse an sich nix zu tun haben.

Richtigerweise setzt man einen Begriff, der aus mehreren Wörtern besteht daher in der google-Suchmaske in Anführungszeichen. Damit weist man die Suchmaschine an, nur diesen kompletten Begriff im Internet zu suchen. Und siehe da, schon reduziert sich die Anzahl der Treffer auf 9700. Übrigens steht der tautenhahn.blog dann bereits auf der ersten Seite an neunter Stelle. :p :p :p :D

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Zur "Gaffer-Bestrafung"

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Vielleicht haben sie es am Wochenende mitbekommen. Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) fordert harte Strafen für Schaulustige, die an Unfallorten rumstehen, ohne zu helfen. Hintergrund ist ein tragischer Unfall auf der A 1 bei Hamburg, bei dem eine Frau, in ihrem brennenden Fahrzeug eingeklemmt, verbrannte und umherstehende Verkehrsteilnehmer die Einsatzhelfer nicht unterstützten. Nun will der Innenminister als Reaktion darauf eine Initiative starten, bei der solchen „Gaffern“ mittels Bildern von Unfällen und Opfern vorgeführt werden soll, wie „hässlich brutal“ die Wahrheit in Wirklichkeit aussehe.

Der Vorstoß ist an sich schon ziemlich absurd und unwürdig, weil er am Kern des Problems völlig vorbei zielt. Aber die Neue Presse Hannover entblödet sich nicht, diesen Quatsch auch noch auf Seite 1 in einem Leitkommentar mit der nötigen emotionalen Sprache zu rechtfertigen. Aber bewerten sie die Einschätzung vom ehemaligen Bildmitarbeiter Christof Perrevoort selbst.

„Aber erst dieser besonders krasse Fall von der A 1 verdeutlicht, wie tief das Problem wirklich sitzt. Denn es gehört noch nicht einmal besonders viel Mut dazu, zum lebensrettenden Feuerlöscher zu greifen. Es wäre nur ein einziger Griff gewesen. Nicht ohne Grund also ruft Schleswig-Holsteins Innenminister in tiefer Wut und Empörung nach einer „Schocktherapie“ für Gaffer. Dabei setzt er auf eine heilsame Wirkung solcher Bilder, die für Retter brutaler Alltag sind: zerquetschte Autowracks, Leichen in Sitzen, blutüberströmte Opfer. Diese Schocktherapie kennen wir bereits. Von Plakaten, die vor überhöhter Geschwindigkeit warnen. Traurig daran ist nur, dass man überhaupt erst zu solchen Mitteln greifen muss, bevor der Mensch etwas begreift. Denn der Gaffer von heute kann morgen selbst das Opfer sein.“

Anstatt sich mit der „sozialen Lähmung“ von Gaffern zu beschäftigen, wie „Psychologe“ Perrevoort es heute tut, hätte er lieber mal die Unfallursachen recherchieren sollen. Schuld an dem Unfall war ein 35 Jähriger, der mit überhöhter Geschwindigkeit und alkoholisiert in seinem BMW unterwegs war, die Leitplanke durchbrach und frontal mit dem Fahrzeug der jungen Frau zusammenstieß. Für mich wäre an dieser Stelle eine Diskussion über ein generelles Tempolimit, generelles Alkoholverbot am Steuer und stärkere Kontrollen durch die Polizei fruchtbarer, als abartige „Schocktherapie-Stunden“ für Gaffer, deren Verhalten ich keineswegs gutheißen will. Das Ganze ist für Perrevoort und die Neue Presse aber anscheinend nicht blutig genug.

Ach ja, dann noch einige interessante Fakten zum mutmaßliche Unfallverursacher, über die ein Herr Perrevoort mal nachdenken sollte:

Nach Polizei-Angaben war der Unfallfahrer zur Tatzeit erheblich alkoholisiert und viel zu schnell unterwegs gewesen. Verstöße, mit denen der Todesraser nicht zum ersten Mal aufgefallen ist: Nach LN-Informationen ist der 35-Jährige Wiederholungstäter. Bereits 2006 ist er vom Amtsgericht Bad Schwartau zu einer Bewährungsstrafe wegen Trunkenheit und Raserei in mehreren Fällen verurteilt worden. Dem Mann war überdies für vier Jahre die Fahrerlaubnis entzogen worden. Ursprünglich hätte er sich erst Mitte 2010 wieder hinter das Lenkrad eines Autos setzen dürfen. Tatsächlich war er in der Unfallnacht mit einem auf ihn zugelassenen BMW unterwegs gewesen – angeblich auf dem Weg zu einer Discothek in Hamburg.

Quelle: Lübecker Nachrichten

Ist die dringendste Frage nicht doch die, wie es sein kann, dass unbelehrbare Verkehrssünder immer wieder legal ein Auto steuern dürfen? Und macht es sich die Politik nicht viel zu einfach, eine von Empörung getragene Scheindebatte um Gaffer zu führen, anstatt dringend benötigte Mittel für die Verkehrspolizei bereitzustellen, damit häufiger kontrolliert werden kann?

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