Wehrdienst 2.0 – Jetzt wird’s amtlich!

Geschrieben von: am 28. Aug. 2025 um 8:48

Ab Januar 2026 beginnt in Deutschland ein Verwaltungsabenteuer der besonderen Art: Schätzungsweise 680.000 junge Menschen des Jahrgangs 2008 bekommen Post vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Das klingt erst einmal harmlos – ist es aber nicht. Denn die Betroffenen müssen dafür nicht zum Handy, sondern zum Briefkasten gehen.

Hinzu kommt: Wer männlich ist, muss einen Online-Fragebogen ausfüllen (keine Angst, ein QR-Code zum Scannen liegt bei). Wer weiblich ist, darf das auch – muss aber nicht. Willkommen in der Gleichberechtigung light. Die strategische Änderung des Geschlechts ist übrigens erlaubt – zumindest, wenn es nur um die Beantwortung des Fragebogens geht. Im Spannungs- oder Verteidigungsfall ist der Spaß dann allerdings vorbei.

Die Briefe kommen jedenfalls nicht etwa von Oma, sondern direkt aus Köln, wo das Bundesamt sitzt und sich auf die größte Aktion seit dem letzten GEZ-Schreiben vorbereitet. Die Daten dafür stammen aus den Melderegistern – also keine Sorge, der Staat weiß, wo du wohnst. Ob die Personalkapazitäten in den Rathäusern ausreichen, um die Verknüpfungsanfrage des Bundesamtes zügig zu bearbeiten, bleibt allerdings abzuwarten. Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung ist schließlich ein Abenteuer für sich.

Aber mal angenommen, alles gelingt reibungslos und die Schreiben landen tatsächlich in den Briefkästen der Betroffenen. Was passiert dann eigentlich, wenn die Herren den Fragebogen einfach ignorieren? Nichts. Also wirklich: nichts. Vielleicht ein enttäuschter Blick aus dem Verteidigungsministerium und von Norbert Röttgen, aber das war’s. Es ist zwar noch ein Folgeschreiben mit Fristsetzung vorgesehen, über weitere Konsequenzen steht im Entwurf der Bundesregierung aber nichts. Strafen oder Sanktionen sind laut Gesetz offenbar nicht vorgesehen.

Die Gewerkschaft der russischen Hacker ist deshalb alarmiert. Denn die Plattform, auf der der Fragebogen liegt, muss demnach gar nicht von den Fachkräften des Kremls technisch angegriffen und lahmgelegt werden. Ein herber Schlag für die IT-Experten aus dem Osten.

Aber Vorsicht: Ab 2027 wird’s ernst. Dann steht die Musterung an – und da hilft kein QR-Code mehr. Da zählt nur noch die Körpergröße, die Sehstärke und die Fähigkeit, einen Rucksack zu tragen, ohne zusammenzubrechen. Spätestens dann werden in den erst noch wiederherzustellenden Kreiswehrersatzämtern alle Daten schonungslos erfasst und aktualisiert. Auch untenrum, Veteranen der Musterung verstehen, was der Autor meint. Allerdings steht auf dem Weg dorthin die Carolabrücke in Dresden noch nicht zur Verfügung. Der Wiederaufbau des im September 2024 eingestürzten Bauwerks soll nämlich erst ab 2027 beginnen und voraussichtlich zehn Jahre dauern.

Es bleibt also spannend. Oder wie die Bundeswehr sagt: „Wir. Dienen. Deutschland.“ Jetzt auch per Onlineformular. Oder wie der Bundesverteidigungsminister sagt: „Wir gucken in jedem Jahr, ob es reicht.“


Bildnachweis: Screenshot, tagesthemen vom 27. August 2025.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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