Hinweis zu Tilt! 2010 von und mit Urban Priol

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Wer die beiden Teile des Jahresrückblicks im bayerischen Fernsehen am 30. und 31. Dezember 2010 verpasst hat, kann diese erfreulicherweise in der BR-Mediathek im Internet anschauen. Dazu einfach die unten angegebene Seite aufrufen und in das Suchfeld am linken Rand „Tilt“ eingeben. Dann erscheinen beide Videos. Viel Spaß beim Nachgucken. :D

http://mediathek-video.br-online.de/o16/br/b7/player/public/b7mediathek.html?bccode=both

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blogintern: "Ein frohes und gesundes neues Jahr" und Statistik 12/10

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Zunächst einmal wünsche ich allen Besuchern dieses Blogs ein gesundes und frohes neues Jahr 2011. Da heute trotzdem ein neuer Monat beginnt, gibt es wie immer die aktuelle Blogstatistik für den abgelaufenen Monat. Die Besucherzahlen und Seitenaufrufe sind im Dezember 2010 erneut gestiegen, nicht zuletzt wegen des Hinweises auf Urban Priols Jahresrückblick. In den letzten beiden Tagen des Jahres 2010 haben die Zugriffs- und Besucherzahlen noch einmal kräftig zugelegt. Das freut mich sehr.

Wenn ihnen der Blog gefällt, sagen sie es ruhig weiter… :D

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Zu Neues aus der Anstalt – Folge 39 und den Mitternachtsspitzen

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Der Erlöser

Furioses Anstalts-Finale zum Jahresende, ohne Weihnachtsfeier, ohne Rückblick und ohne Ausblick, dafür mit dem Erlöser Karl-Theodor und seiner Frau, dem Westerwelle als Dead Man Walking, mit der Kanzlerin als Lady Marian, die im Sherwood Forest die politische Wanderhure gibt und mit Erwin Huber, der als Bonsaiausgabe eines Berufsverbrechers bei der Hypo Alpe Adria 3,7 Mrd. Euro ungestraft versenken durfte, während heute die bayerische Staatsregierung darüber lamentiert, dass das Räumen der winterlichen Straßen den Steuerzahler täglich zwei Millionen Euro kosten würde. Mit den 3,7 Mrd. Euro für eine Ösi-Pleite-Bank hätte man immerhin rund 37 Jahre lang die Straßen vernünftig von Schnee und Eis befreien können, meint Monika Gruber.

Solche pointierten Gegenüberstellungen gehören natürlich zur Tranparenz in einer Demokratie. Doch im Zuge der Wikileaks-Veröffentlichungen wird Pelzig etwas vorsichtiger. Denn Transparenz hieße ja auch, die nackte Wahrheit anschauen zu müssen. Das könne mitunter ziemlich abstoßend sein, wie sich jeder leicht vorstellen könne, wenn er an seinen unbekleideten Ehepartner vorm Badspiegel denkt, wie er sich die Zahnzwischenräume reinigt und dabei vielleicht noch einen fahren lässt. Mit einem mehr an Transparenz werde also der Raum für Illusionen zerstört. Der Schein von Demokratie löse sich auf. Durch die nackte Wahrheit müsste also jeder erkennen, dass es die Demokratie gar nicht mehr gibt.

Aber beim Protestpotenzial des deutschen Volks gibt Priol schließlich Entwarnung. Der Siedepunkt sei hierzulande nämlich erst bei ca. 1000 Grad Celsius erreicht.

Dem vermeintlichen Langzeitstudenten Arnulf von der Rating-Agentur gehen an Weihnachten die gestiegenen Spritpreise durch den Kopf. Als BP in diesem Jahr den Golf für 44 Mrd. mal so richtig vollgetankt hatte, war doch klar, dass das einer irgendwann bezahlen müsste. Insofern schnüren die Deutschen tagtäglich kleine Rettungspakete für die Umwelt, die Griechen, die Iren, die Banken oder den Euro. Ganzjahresweihnachten könnte man das nennen. Aber was bekommen die Deutschen am regulären Tag der Bescherung? Die Gewissheit auf steigende Krankenkassenbeiträge zum 1.1.2011 und ein Buch von Thilo Sarrazin.

Vielerorts wird der Mist vom ehemaligen Bundesbanker unterm dänischen Tannenbaum landen. Und dann feiern die Deutschen, bevor sie sich selbst abschaffen, weil sie abends im Bett lieber Sarrazin lesen, anstatt Kinder zu zeugen, an Weihnachten die Geburt eines unehelichen jüdischen Palestinenserkindes, das von einem Kopftuchmädchen in die Welt gesetzt wurde, hinein in eine Patchworkflüchtlingsfamilie, bestehend aus dem heiligen Geist und einem arbeitslosen Tischler, die sich auch noch mit Transferleistungen teilweise von schwarzen Weisen aus dem Morgenland durchschnorren mussten.

Da kann man ja nur vorm Aussterben warnen, wenn man als ehemaliger Bundesbanker und SPD-Mitglied dabei zusehen muss, wie die sarrazinischen Leistungsträger dieser Gesellschaft wie Angela Merkel, Guido Westerwelle und der Papst keinen Nachwuchs mehr zeugen.

Aber es ist ja Weihnachten, also die Zeit, in der statistisch gesehen, die meisten Morde innerhalb der Familie begangen werden, weil man tagelang aufeinander hockt und sich gegenseitig auf den Keks geht. Das meint Jürgen Becker in den Mitternachtsspitzen. Und damit Bühne frei, für das etwas andere Krippenspiel.

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Neues aus der Anstalt finden sie wie immer in der ZDF-Mediahek:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1219506/Neues-aus-der-Anstalt-vom-21.12.2010?setTime=1#/beitrag/video/1219506/Neues-aus-der-Anstalt-vom-21.12.2010

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Zum Merkelschen EU-Sprech

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Beim Stern lese ich die Überschrift Merkel hofft auf „ein riesen Stück Solidarität“ und im Text heißt es:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet von dem EU-Gipfel in Brüssel ein Signal der Geschlossenheit. „Ich komme zu diesem Rat, weil ich möchte, dass wir ein klares und entschlossenes Signal für Europa und damit auch den Euro senden“

Was sie meint, ist, dass die Eurozone ein klares und entschlossenes Signal für ihre Haltung in der Angelegenheit geben möge. Mit dem Euro hat das aber nichts zu tun.

Es gehe darum, dass „alle Verantwortung zeigen für solides Wirtschaften und auf der anderen Seite untereinander Solidarität zeigen.“

Was sie meint, ist, dass die Verantwortung zeigen sollen, die nicht solide wirtschaften. Deutschland wirtschaftet hingegen solide. Der Aufschwung XXL beweist das. Die, die nicht solide wirtschaften, müssen also solidarisch mit denen sein, die alles richtig machen.

Bei dem Gipfel soll ein dauerhafter Rettungsschirm für angeschlagene Euro-Länder beschlossen werden. Dieser soll die Milliardenhilfen für Griechenland und andere Länder ablösen, welche 2013 auslaufen. Dieser dauerhafte Krisenfonds sei ein „Riesenstück Solidarität unter den Euro-Mitgliedsstaaten“ sowie ein „klares und deutliches Signal“, sagte Merkel.

Was sie meint, ist, dass der dauerhafte Krisenfonds allein deshalb ein Riesenstück Solidarität sei, weil Deutschland den nicht solide wirtschaftenden Staaten Bedingungen diktieren darf.

Thema des Gipfels solle auch sein, „wie wir nach außen deutlich machen, dass wir uns alle dem gleichen Ziel verschrieben haben, eine stabile Währung und ein stabiles Europa sicherzustellen“.

Was sie meint, ist, dass was sie sagt. Nur ist das aber belanglos, weil nicht das Ziel, sondern der Weg umstritten ist.

Da kann man nur Urban Priol zitieren, der meint, dass es ihn verblüffen würde, wenn sich das Volk ändern und nicht nur übers Wetter jammern würde, sondern vielleicht auch über die „Heute-so-Morgen-so-Roberto-Blanco-Politik“ der „Schutzpatronin der Zocker und Spekulanten“.

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Tilt! 2010 – Jahresrückblick von und mit Urban Priol

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Urban Priol tourt bereits mit seinem Jahresrückblick durch die Hallen. Am 30. und 31. Dezember sendet nun auch der Bayerische Rundfunk wieder eine Aufzeichnung der beliebten kabarettistischen Rückschau. Teil 1 am 30. Dezember um 22.45 Uhr und Teil 2 am 31. Dezember um 22.55 Uhr.

„2010 – die Agenda eines Jahres. Pannen, Pleiten, Sensationen. Immer dazwischen, fein im Körbchen angerichtet: Die Worthülsenfrüchte der Politik. Von „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ bis „Finanzmarkttransaktionssteuer“.

2010 – der Ausbruch des Eijafjallajöküll auf Island macht klar: Europa hat keine Kohle mehr, aber Asche ohne Ende. Ein Kontinent zwischen Eruption und Korruption. Mittendrin: Deutschland. Like a Satellite. WM-Dritter. Merkel und Ballack auf der Tribüne. Zwei Auslaufmodelle behelfspatschen sich in die Bedeutungslosigkeit, um die Guido Westerwelle spätrömisch-dekadent schmarotzend seine Pirouetten dreht.

Die SPD? Gibt es noch. Als Spurenelement.

2010 – das Déja-Vu der 80er Jahre: Wasserwerfer. Reizgas. Ausländerdebatte. Aufschwung. Und irgendwo fand wieder ein Weltklimagipfel statt. Der Methangasausstoß soll exorbitant hoch gewesen sein. Das Wetter? Spielt verrückt, seit Kachelmann im Knast war.

2010 – ein Jahr als schlichtender Probelauf, ein Freilandversuch für 2011. Das garantiert wieder genauso bescheuert wird wie…eben!“

Quelle: BR

Im Radio gibt es ebenfalls eine Aufzeichnung zu hören, wie mir Blogfreund Careca mitteilte:

Radio-Hinweis:

Fr, 31. Dez · 20:03-22:00 · WDR 5-Streng öffentlich!
Tilt! Der ultimative Jahresrückblick 2010 Von und mit Urban Priol Aufnahme vom 16. Dezember aus dem Hofgarten Theater, Aschaffenburg
(Wiederholung am Sa 03.01.2011)
Sendungsdauer: 117 min (bis 22:00)

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Satire zum Trauerspiel der FDP

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Auf dem Postillon lese ich gerade, dass sich ehemalige DDR-Politiker wie Angela Merkel und Gregor Gysi von der FDP distanzieren. Es gebe keine Parallele zwischen dem aktuellen Zustand der FDP und der Spätphase der Deutschen Demokratischen Republik, wie sie Wolfgang Kubicki am Wochenende äußerte.

„Die DDR war zwar ein Unrechtsstaat, aber auch kurz vor ihrem Zusammenbruch hat sie kein so lächerliches Bild abgegeben wie die FDP heute“, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die früher in der Blockpartei CDU aktiv war. „Man hatte nie das Gefühl, dass der Laden gleich auseinanderfällt oder dass die Spitze so realitätsfremd ist wie Guido Westerwelle.“

Quelle: Der Postillon

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Ich möchte noch anfügen, dass ich es in diesem Zusammenhang dem Herrn Kubicki übel nehme, dass er offensichtlich meinen Wessi-Honni von neulich geklaut hat.

Wessi-Honni
Der Wessi-Honni

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TV-Tipp: Mitternachtsspitzen am Vorabend des vierten Advents

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Am kommenden Samstag gehen die Mitternachtsspitzen zum letzten Mal in diesem Jahr auf Sendung. Statt der in dieser Zeit üblichen Rückblicke wollen Becker, Schmickler und Knebel in die Zukunft schauen. Für den Blick in die Kabarett-Kritallkugel haben sich die Besetzer des alten Wartesaals unter dem Kölner Hauptbahnhof die Gäste Anka Zink, Matthias Deutschmann und Matthias Richling eingeladen.

Die Mitternachtsspitzen nehmen ein letztes Mal das scheidende Jahr in die kabarettistische Mangel. Das kongeniale Trio Jürgen Becker, Wilfried Schmickler und Herbert Knebel wagt aber auch einen Blick in die Kabarett-Kristallkugel: Wird in 2011 endlich die Monarchie ausgerufen und übernimmt das Ehepaar zu Guttenberg die Regentschaft über Königreich Deutschland? Setzt sich der Höhenflug der Grünen fort und firmiert die Partei unter „Bündnis 90 Prozent“? Das alles am Vorabend des vierten Advents: am 18.12. pünktlich um 21.45 Uhr.

Quelle: WDR

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TV-Tipp: Neues aus der Anstalt – Folge 39

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Vorsorglich weise ich auf die kommende Sendung Neues aus der Anstalt am 21.12.2010 hin. Diesmal läuft die Live-Sendung laut Programmierung des ZDF aber erst um 22:50 Uhr, weil vorher im Rahmen von KinoMagie ein Film angesetzt ist. Dem ZDF ist da anscheinend kurz vor Weihnachten das Knoppsche Material über die Deutschen ausgegangen.

Dafür gibt es nach der Anstalt den Satirischen Jahresrückblick der Frontal21 Redakteure Doyé und Wiemers zu sehen. Trotzdem bleibt die späte Ausstrahlung natürlich ein Ärgernis.

Diesmal kommen in die Anstalt, Monika Gruber, Arnulf Rating, Kay Ray und Biermösl Blosn.
Quelle: ZDF

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Guido Knopps wöchentliche Märchenstunde im ZDF

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Ganz Deutschland redet darüber, dass sich Menschen in Live-Shows, die etwas mit Unterhaltung zu tun haben sollen, am Samstag Abend den Hals brechen, aber kaum einer spricht über Guido Knopps merkwürdiges „Edutainment“ oder „Histotainment“, bei dem scheinbares Bildungsfernsehen mit halsbrecherischer Gewalt zur Unterhaltung deformiert wird. In Guido Knopps Sendung „Die Deutschen“ werden regelmäßig historische Gegenstände bis zur Unkenntlichkeit entstellt und dem Publikum vor die Augen geworfen.

So auch am Sonntag wieder, als es um Karl Marx ging. Im Ankündigungstext auf der Homepage hieß es schon:

Der Film zeigt die Figur, die Weltgeschichte schrieb, auch in seiner Herkunft, als Privatmann und Familienvater, wie ihn kaum jemand kennt.

Und so geriet auch die Weltgeschichte eher in den Hintergrund, weil sie der Dramaturgie des privaten Lebens Platz machen musste. Doch was bleibt beim Betrachter zurück? Karl Marx sei im Verbund mit Friedrich Engels mehr oder weniger ein Revoluzzer gewesen, dessen akribische Analysearbeit ihm finanziell nichts einbrachte. Erst nach seinem Tod hätten sich zahlreiche Regierungen auf ihn berufen, um ihren kommunistischen Machtanspruch zu legitimieren. Seine Familie hatte es nicht leicht. Dazu ein Kind mit einer anderen Frau. Das wollte Knopp vor allem erzählen.

So dermaßen verkürzt präsentiert Knopp jenen Theoretiker des langen 19. Jh., an dem sich ganze Heerscharen von Geisteswissenschaftlern, darunter Sozialwissenschaftler und Ökonomen, bis heute noch abarbeiten. Im Film wird lapidar von „Prophezeiungen“ gefaselt, die Marx angeblich formuliert haben soll. Das ist schon bemerkenswert, wenn man sich einmal klar macht, mit welcher Inbrunst heute Weissagungen von Wirtschaftsforschungsinstituten als seriöse „Prognosen“ verkauft werden. Und weil man lieber etwas über „Prophezeiungen“ erzählen will, auf die sich scheinbar wirre soziale Bewegungen des 19. und 20. Jh. stützten, vergisst man ganz schnell die wichtigste Prognose der Marxschen Theorie. Es ist eben nicht der Sozialismus und auch nicht der Kommunismus, den Marx vorausgesagt hat, sondern es war die Zusammenbruchskrise, die Marx und Engels sicher prognostizierten.

Ihre Theorie ist eine „Kritische“ und eben keine „Optimistische“. Selbst Guido Knopp zeigt in seinem Film das Hauptwerk „Das Kapital“. Und darunter ist deutlich zu lesen die Begleitüberschrift „Kritik der politischen Ökonomie“. Also allein aus diesem Titel könnte man schon schließen, dass es sich nicht um eine positivistische oder gar idealistische Theorie handeln kann.

Aber wie heißt es im Ankündigungstext der Sendung weiter:

Er ist einer der wirkungsvollsten Bestsellerautoren der Weltgeschichte, und doch haben die Wenigsten sein Werk vollständig gelesen.

Man muss auch nicht alles lesen, es genügt ja schon, gewisse Dinge zu verstehen. Wenn es im Film aber heißt, dass Marx ein trickreicher Zeitgenosse gewesen sei, der mit den Folgen seines Werks nichts zu tun haben wollte, weil er angab, er selber sei kein Marxist, dann haben die Autoren rein gar nichts von der Marxschen Theorie verstanden. Aber dieses Schicksal teilen sie eben auch mit den Marxisten.

Denn der Witz ist doch der, dass die von Marx kritisierte bürgerliche Ideologie von den Kapitalisten und den Marxisten gleichermaßen verinnerlicht wurde, um ihr jeweiliges politisches Programm zu rechtfertigen. Marx selber machte das gegenüber der in Gründung befindlichen Sozialdemokratie deutlich, als er am 5. Mai 1875 auf das ihm übersandte Gothaer Programm verärgert reagierte. An den damaligen Sprecher der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands) Wilhelm Bracke schrieb er deutliche Worte:

„Nachstehende kritische Randglossen zu dem Koalitionsprogramm sind Sie wohl so gut, nach Durchlesung, zur Einsicht an Geib und Auer, Bebel und Liebknecht mitzuteilen. Ich bin überbeschäftigt und muß schon weit über das Arbeitsmaß hinausschießen, das mir ärztlich vorgeschrieben ist. Es war mir daher keineswegs ein „Genuß“, solch langen Wisch zu schreiben. Doch es war notwendig, damit später meinerseits zu tuende Schritte von den Parteifreunden, für welche diese Mitteilung bestimmt ist, nicht mißdeutet werden.

(nach anbehaltenem Koalitionskongreß werden Engels und ich nämlich eine kurze Erklärung veröffentlichen, des Inhalts, daß wir besagtem Prinzipienprogramm durchaus fernstehen und nichts damit zu tun haben.)

Es ist dies unerläßlich, da man im Ausland die von Parteifeinden sorgsam genährte Ansicht – die durchaus irrige Ansicht – hegt, daß wir die Bewegung der sog. Eisenacher Partei insgeheim von hier aus lenken. Noch in einer jüngst erschienenen russischen Schrift macht Bakunin mich z.B. für alle Programme etc. jener Partei verantwortlich ( , sondern sogar für jeden Schritt, den Liebknecht, vom Tag seiner Kooperation mit der Volkspartei (3) an, getan hat).

Abgesehn davon ist es meine Pflicht, ein nach meiner Überzeugung durchaus verwerfliches und die Partei demoralisierendes Programm auch nicht durch diplomatisches Stillschweigen anzuerkennen.“

Quelle: Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms

Marx stahl sich also nicht einfach so aus seiner Theorie, sondern verteidigte sie noch zu Lebzeiten gegen die Falschdeutung der sozialdemokratischen Vulgärmarxisten. Bis heute hält sich seltsamerweise die Behauptung aus dem Gothaer Programm, dass die Quelle allen Reichtums die Arbeit sei. Dabei ist genau das bürgerliche Ideologie, die nicht Kern eines sozialistischen Programms sein könne, das den Anspruch erhebt, die Klassengesellschaft zu überwinden.

„Ein sozialistisches Programm darf aber solchen bürgerlichen Redensarten nicht erlauben, die Bedingungen zu verschweigen, die ihnen allein einen Sinn geben. Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenstände, verhält, sie als ihm gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum. Die Bürger haben sehr gute Gründe, der Arbeit übernatürliche Schöpfungskraft anzudichten; denn grade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, daß der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in allen Gesellschafts- und Kulturzuständen der Sklave der andern Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern der gegenständlichen Arbeitsbedingungen gemacht haben. Er kann nur mit ihrer Erlaubnis arbeiten, also nur mit ihrer Erlaubnis leben.“

Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind also nicht natürlich, sondern erscheinen nur so. Marx nennt das Naturwüchsigkeit. Die Verhältnisse sind aber von den Menschen selbst so eingerichtet, doch sie nehmen den Schein für das Wesen der Sache.

Marx zentraler Begriff ist die Ware. Damit beginnt auch das Kapital. Das Wesen der politischen Ökonomie besteht in der formalen Gleichbehandlung der Warenbesitzer. Unter dem gesellschaftlichen Diktat des Gewaltverzichts muss daher das Individuum die gegenseitige Anerkennung der Warenbesitzer als Grundlage eines Vertrages akzeptieren, der bewusst die persönlichen Bedürfnisse befriedigt und unbewusst gesellschaftliche Prozesse am Leben erhält. Erst über die Freiheit der individuellen Bedürfnisse entwickelt sich ein Markt, an dem das Individuum selbst gar nicht interessiert ist. Nur durch die Verfolgung seiner egoistischen Interessen, realisiert sich die Vernunft der bürgerlichen Gesellschaft. Im Grunde erzeugt die Zirkulation der Waren einen Schein der Gewaltlosigkeit und Gleichheit, dabei verschleiert er Klassenverhältnisse und Transformationsprodukte.

Und die besondere Leistung der „Deutschen“ war nun, dass sich mit der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848/49 in der zersplitterten deutschen Gesellschaft die einheitsbildende Ablehnung von Liberalismus und Zirkulation herausbildete. Man trennte die Mechanismen des Marktes ab und begriff die Kultur fortan als Qualität, die außerhalb des Erwerbs zu stehen schien. Somit befand sich auch die geistige Arbeit, Geldmittel und Bildung im Zentrum einer Ideologie, die als antisemitische Propaganda das Ressentiment des Außer-Ökonomischen freisetzte.

Im enttäuschten Lager der bürgerlichen Nationalbewegung bildete sich somit eine Ideologie des politischen Antisemitismus heraus. Aber das für Herrn Knopp nur am Rande.

Die Realität des Tauschaktes bleibt undurchschaut. Das Bedürfnis nach äußerer Gewalt, also die gewaltsame Aneignung von Waren, wird durch die Gesetzesherrschaft (Gewaltverzicht) tabuisiert. An die Stelle der eingebüßten Gewalt tritt die Kälte des bürgerlichen Subjektes. Das wurde ja gerade durch Prof. Wilhelm Heitmeyers Langzeitstudie über die Deutschen Zustände wieder neuentdeckt. Dabei hat schon die kritische Theorie von Horkheimer und Adorno, die sich in der Tradition von Marx verstand, diese Prognose formuliert.

In der kritischen Theorie von Marx steckt also viel mehr Wissen über die Gegenwart als in den Unterhaltungsfilmchen des Fernseh-Historikers Guido Knopp zum Ausdruck kommt. Aber das ist auch nicht die Absicht des Dr. Guido Knopp. Bei ihm kommt es eben auf Verpackung und Inszenierung an. Dann sollte man das aber auch ehrlicherweise als Fiktion bezeichnen und nicht als eine Pseudo-Wissenschaft, die etwas mit „Education“ oder „History“ zu tun hat.

Zum Abschluss Kabarettist Rainald Grebe & die Kapelle der Versöhnung über Guido Knopp:

Ich sitz vor der Geschichte, es ist irgendwie nicht meine.
Manchmal denke ich, ich hätte selber keine.
Bitte Guido, bitte bitte ich hätt‘ so gerne eine, eine von Knopp,
Dr. Guido Knopp.
Geschichte ist so geil, ich wär‘ so gern dabei gewesen.
Guido kennt sie alle, die guten und die Bösen.
Er sieht aus wie ein dunkler Frisör, doch er ist Historiker.
Ich will’s immer wieder anschauen und nichts mehr drüber lesen.

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