Kurz notiert: Unterlassene Hilfeleistung

Geschrieben von: am 03. Jun 2020 um 22:03

Um mal kurz zu zeigen, wie verfehlt die Corona-Hilfen gestaltet sind, hier ein paar Beispiele.

  • Selbstständige und Kleinunternehmer erhalten Krisenhilfe nur für ihre laufenden Betriebskosten. Die sind bekanntermaßen eher gering, weshalb Betroffene nun mit der Aufforderung rechnen müssen, gewährte Gelder zurückzuerstatten.
    Die versprochenen Hilfen wirken also nicht.
  • Bei geschlossenen Kinos sind die laufenden Betriebskosten dagegen relativ hoch. Das „Zukunftsprogramm Kino“ von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ersetzt diese aber gerade nicht, sondern stellt 17 Millionen Euro für nachhaltige Investitionen bereit. Doch auch mit modernster Saal-, Projektions- und Kassentechnik, digitaler Kundenbindung, Barrierefreiheit sowie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist ein Betrieb nicht wirtschaftlich, wenn die zulässige Besucherzahl durch Auflagen stark eingeschränkt ist.
    Die Hilfen wirken also auch hier nicht.
  • Die Lufthansa erhält 9 Milliarden Euro Krisenhilfe und plant jetzt den Abbau von 20.000 Stellen, wobei Aktiendividenden zu einem späteren Zeitpunkt weiterhin möglich sind. Die Automobilindustrie hat bereits rund 6 Milliarden Euro Dividende ausgeschüttet. Diskutiert wird nun über staatlich geförderte Kaufprämien in Milliardenhöhe. Entlassungen von Beschäftigten sind auch hier nicht ausgeschlossen oder werden bereits geplant.
    Die Hilfen kommen also tatsächlich bei den Betroffenen an, also den Aktionären.

Bildnachweis: Gerd Altmann auf Pixabay

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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