Der 7. Sinn

Geschrieben von: am 03. Aug 2022 um 21:47

Das Coronavirus hat Humor. Es tut unserem Gesundheitsminister einfach nicht den Gefallen und verwandelt sich noch vor dem Herbst in eine „Killervariante“. Es bleibt auch aus Karl Lauterbachs Sicht bei Omikron, mit der laufenden Nummer BA.5, also jener Version, die zwar im Sommer für viele Fälle und damit erzwungene Isolation, aber kaum für Krankheit sorgte. Das macht es insgesamt schwieriger, neue Regeln und Maßnahmen zu begründen. Die beiden Bundesminister Lauterbach und Buschmann tun es aber doch. Sie werden damit krachend scheitern und das zurecht.

Die Ampelregierung ist nicht handlungsfähig, sondern erstarrt in peinlicher Symbolpolitik. Da ist ein Bundeskanzler, der fürs Sommerloch eine Turbine besucht, während der Bundeskanzler a.D. mit besonnener Sprache zeigt, wie das mit der Dings, na wie heißt sie doch gleich, ach ja, mit der Diplomatie gehen könnte. Aber die lügen uns doch ins Gesicht. Was für ein Kindergarten. Die völlig inkompetente Außenministerin, die, da legt sie wert drauf, vom Völkerrecht kommt, redet in New York so einen Stuss daher, dass ihr Sprecher heute zu einer Slapsticknummer greifen muss, um die intellektuelle Blödheit der Chefin nicht als solche klar benennen zu müssen.

Und jetzt kommen auch noch die zwei Corona-Haubitzen Lauterbach und Buschmann mit einem Plan für Winterreifen und Schneeketten um die Ecke gepfiffen und setzen dem Irrsinn damit die Krone auf. Diesen Quatsch zu erklären, kann man sich sparen, er wird ohnehin nie Wirklichkeit. Aber in Kurzform vielleicht so.

Oder so…

Es ist egal. Nur in Deutschland kann man das, was ein politischer Klassenclown wie Lauterbach betreibt, offenbar als seriöse Politik verkaufen. Wir haben ein ernsthaftes Problem, auch weil ein Justizminister, der sich bislang als Stimme der Vernunft präsentierte, nun ebenfalls daneben steht und zu gequirlter Scheiße Beifall klatscht. Wäre ja auch blöd, wenn die Ampel ausgerechnet an der Maskenfrage scheitern würde und nicht an etwas viel Bedeutsameren wie der legendären Nudelkrise.

Die Debatte ist im Eimer

Die Debatte ist ja auch im Eimer. Die einen wollen anhand von 250 Studien, die sie gar nicht beurteilen können, eine mangelnde Wirksamkeit, ja sogar die Schädlichkeit von Masken belegen, um über diesen Umweg eine politisch verordnete Tragepflicht anzugreifen. Das kann nur schiefgehen, weil die Gegenseite natürlich auch 250 Studien vorzuweisen vermag, die sie genauso wenig beurteilen kann. Daraus entsteht ein vollkommen sinnloser Stellungskrieg, der ausblendet, dass Maßnahmen allein deshalb nicht mehr notwendig sind, weil die Geschäftsgrundlage entfallen ist, was andere Länder schon irgendwie begriffen haben.

Und da sind wir wieder beim Humor dieses Virus. Es hat keine Lust, für die leicht behämmerten Deutschen, die gern Kanzler vor Turbinen stellen, weiter zu mutieren. Eine „Killervariante“ ist nicht in Sicht, dafür musste die gute alte Grippe oder einfach nur die Jahreszeit Herbst (gern auch als „Warnung vor einem katastrophalen Herbst“), gepaart mit Unwissenheit, ins Feld geführt werden, um den Maßnahmenirrsinn doch noch zu begründen. Genau darauf müsste sich die Kritik konzentrieren und nicht auf Masken, die in der Anwendung vielleicht ein paar Kopfschmerzen bereiten.

Die Masken sind überflüssig, weil das Problem, bei dem sie helfen sollen, gar nicht mehr existiert. Es ist schon erstaunlich, wie man sagen kann, die Masken hätten ja gar keinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen oder umgekehrt. Genau das ist ja nie untersucht worden, wie der Evaluierungsbericht des Sachverständigenrates zeigt. Wir wissen es einfach nicht. Wir wissen nur, dass die Wirksamkeit von Masken im Labor unter bestimmten Bedingungen nachgewiesen werden kann. Mit anderen Worten: Es ist hinreichend belegt, dass Masken infektiöse Partikel zurückhalten und schützen, aber nicht, ob das nun im Corona-Alltag auch etwas bringt.

Das ganze Gerede ist daher überflüssig, wenn der Schutz vor einem Virus grundsätzlich nicht mehr erforderlich ist, außer vielleicht in den Bereichen, wo Infektionen unbedingt vermieden werden sollten, also in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen. Da reicht schon die bloße Annahme aus, dass Masken etwas bringen, da hier das Schutzbedürfnis von Patienten und Bewohnern viel höher zu bewerten ist, als eine mögliche, aber sehr unwahrscheinliche Nutzlosigkeit der Maske. Aber das ist klassische Folgenabwägung. Manchmal reicht dann eben auch Plausibilität.

Es ist auch nachgewiesen, dass sich das individuelle Ansteckungsrisiko bzw. die eingeatmete Virusmenge mit Masken und Raumluftfiltern deutlich reduzieren lässt. Aber auch das ist nur für bestimmte Konstellationen interessant. Eine generelle Maskenpflicht muss der Staat ja letztlich auch umsetzen können. Etwas, das man nicht durchsetzen kann, ist überflüssig. Das gelang bisher nur, weil es genug Hilfskräfte gab. Doch auch die werden weniger, vor allem dann, wenn auch die vierte Impfung nicht mehr reicht. Schon heute zeigen die Appelle bei den Berliner Verkehrsbetrieben, dass es gar keine Mittel zur Durchsetzung mehr gibt. Und Geld für eine Maskenpolizei hat der Finanzminister gerade nicht übrig.

Die Schuldenbremse geht schließlich vor. Laut Christian Lindner liegt eine außerordentliche Notlage, wie im Grundgesetz beschrieben und bereits dreimal angewendet, Turbine hin oder her, auf gar keinen Fall mehr vor, weshalb auch die Winterreifen und Schneeketten niemanden mehr zu interessieren brauchen. Wir haben wichtigere Probleme. Kaputte Panzer zum Beispiel, die nun in Spanien einfach so herumstehen, statt in der Ukraine zu Brei geschossen zu werden. Die hätte Olaf Scholz vielleicht auch einmal besuchen sollen. Aber vielleicht möchte Kiew ja eine Turbine von Siemens haben.


Bildnachweis: Karl Lauterbach

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Jens Stieckenroth  August 4, 2022

    Lieber Herr Tautenhahn,
    herzlichen Dank für diesen Beitrag!
    Der Irrsinn geht weiter und ich danke für und bewundere Ihre Ausdauer diesen humorvoll-analytisch zu zerlegen. Manchmal frage ich mich wie Sie die Auseinandersetzung mit dem täglichen Wahnsinn unbeschadet aushalten? Vielleicht bin ich auch schon hypersensibilisiert, denn ich lese einen leicht genervten Unterton aus Ihren Zeilen heraus? Ich hoffe, dass ich mich irre und wünsche Ihnen alles Gute, und bitte machen Sie weiter!
    Jens Stieckenroth

  2. Dieter  August 4, 2022

    Mich würde mal interessieren wie länegere Bahn- und Flugreisen aussehen !
    Vor allem würde mich interessieren wie Bahn- und Flugreisen von Dr. Buschmann, seinem Parteichef und dem Vize aussehen. Diese 3 Personen u.a. sind Bartträger und für die sind FFP2 Masken nicht geeignet ( Quelle DGUV ).
    FFP2 Masken dürfen laut DGUV 75 Minuten am Stück und maximal 4 Stunden pro Tag getargen werden.
    Wenn das eingeahlten wird, müßte ein Flug nach Asien mit Zwischenlandungen mindestens 5 Tagen betragen.

    Es gibt natürlich auch Masken die einen höheren Schutz als FFP2 Masken besitzen, besser sitzen, deutlich konformatbler beim atmen sind, bis zu 8 Stunden am Stück, bis zu 180 Tagen getragen und 30 x gewaschen werden können.
    Die Quelle der wissenschaftlichen Studien schickte ich 2021 an das Bundeskanzleramt.
    Etliche Bundestagsabgeordnete machte von der Nutzung gebrauch.
    Einer dieser Bundestagsabgeordneten war Professor Lauterbach !

  3. Rauschi  August 5, 2022

    Ich habe herzhaft gelacht bei dem Artikel, vielen Dank dafür.

    Aber nochmal zu den Masken, die jetzt wieder vorgeschrieben werden sollen (wer genau soll das eigentlich aufhalten und wie?)
    „Mit anderen Worten: Es ist hinreichend belegt, dass Masken infektiöse Partikel zurückhalten und schützen, aber nicht, ob das nun im Corona-Alltag auch etwas bringt.“
    Keine Frage, das hat ja nie jemand bestritten, nur hat das ja mit Wirksamkeit im Sinne von verhinderten Übertragungen nichts zu tun. Denn die Frage auch dazu lautet doch, um wieviel werden die Partikel verringert, wie viele werden trotzdem weiter gegeben? Schadet es dem Ausatmer nicht, wenn er die höhere Konzentation hinter der Maske immmer wieder einatmet?
    Nichts desto trotz KANN das ja nur da wirken, wo jemand die Partikel auch wirklich ausatmet. Das ist aber selbst bei den hohen Inzidenzen nur bei weniger als 1% der Fall, die anderen erschweren sich vollkommen sinnfrei das Atmen. Und atmen Bakterien und Pilze ein, weil die meisten die Maske, erst recht die FFP 2 nicht korrekt und vor allem mehrfach tragen. Das kann man blöde finden, das ist aber so und wird auch im Herbst nicht anders sein. Das nun auch wieder die Kinder mit Test und Masken bedacht werden sollen, ist eine Skandal. Denn wie sehr das gerade diesen schutzbedürtigen Menschen schadet, das ist ausreichend untersucht.
    Schande über Deutschland, wenn wir das wieder zulassen. Eltern und andere Menschen, denen etwas am Wohl der Kinder liegt, steht bitte endlich sichtbar auf und schützt die Kinder!