
Nichts darf über die Köpfe der Ukrainer hinweg entschieden werden. So lautet das Mantra der Europäer. In Berichten wie hier im österreichischen der Standard steht das auf den Punkt gebracht, allerdings in einem anderen Ton. „Wir scheren uns nicht wirklich um die Europäer“, wird ein Offizieller zitiert. „Die Ukraine ist es, die zustimmen muss.“ Warum wird das so gesagt? Nun ja, die Antwort ist einfach.
Der Satz, es dürfe nichts über die Köpfe der Ukrainer hinweg entschieden werden, war nie ernst gemeint. Die Europäer wollten in Sachen Kriegsausgang immer mitreden und mitentscheiden. Vermutlich werden sie es auch dieses Mal wieder versuchen, wenn sich abzeichnet, dass es zwischen Russland und den USA tatsächlich zu einer Einigung kommt. Doch was können sie schon sagen, wenn am Ende auch die Ukraine einem Deal zustimmt? Auch diese Frage ist leicht zu beantworten.
Sie werden von einem Diktatfrieden reden, den man nicht akzeptieren könne. Und warum? Weil eben die Europäer über die Köpfe der Ukrainer hinweg entscheiden wollen. Denn die Ukrainer verteidigen schließlich europäische Werte und Freiheit. Sie dürfen mit dem Sterben erst dann aufhören, wenn Brüssel zu der Überzeugung gelangt, dass europäische Werte und Freiheit genug verteidigt sind. Deshalb kann der ukrainische Präsident auch trotz eines Korruptionsskandals in Europa herumreisen und „fantastische“ Waffendeals abschließen.
Da er aber gar kein Geld hat, zerbricht sich die EU-Präsidentin gleichzeitig den Kopf darüber, wie der wachsende Finanzbedarf des angegriffenen Landes, das gar nicht zur EU gehört, gedeckt und immer größere Defizite in dessen Haushalt ausgeglichen werden können. Die Vorschläge gehen von Zuschüssen der Mitgliedsstaaten über gemeinsame Schulden bis hin zum Vermögensdiebstahl. Ziel sei es, die Ukraine zu einem „stählernen Stachelschwein“ zu machen.
Denn die Ukrainer sollen auch in Zukunft und offenbar für alle Zeit ihre Köpfe hinhalten, um die strategische und diplomatische Unfähigkeit der Europäer zu kompensieren. Eine Unfähigkeit, die sich darin zeigt, dass man bis heute nicht begriffen hat, dass eine stabile Sicherheitsarchitektur in Europa nur mit Russland gelingen kann. Solange diese Einsicht fehlt, bleibt das Mantra „nicht über die Köpfe der Ukrainer hinweg“ nur eine Floskel, für die die Ukrainer offenbar den höchsten Preis zahlen sollen, weil die feige Sofagenerlität die eigenen Söhne ja niemals an die Front schicken wird.
Bildnachweis: Bildnachweis: KI generiertes Bild mit Grok.
NOV.

Über den Autor:
André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.