Warum noch Sorgen machen?

Geschrieben von: am 14. Mrz 2021 um 18:20

Die Welt steht einem offen, Deutschland hingegen nicht. Nach Mallorca heben die Ferienjets wieder ab und zwar deutlich mehr als gedacht. Die Nachfrage ist hoch. Im Inland herrscht dagegen weiter öffentliche Panik. An Ostern werde die Inzidenz irgendwo bei 300 oder noch höher liegen. Das hat man so beim RKI zuletzt modelliert. Karl „Alarmhupe“ Lauterbach warnt deshalb vor vielen Toten, diesmal in der Altersgruppe 50 bis 80. Er fordert daher die Einhaltung der Notbremse. Das Dumme ist nur. Da bremst nichts mehr.

Es ist schon erstaunlich, dass eine Regierungsbehörde mit einer dramatischen Projektion an die Öffentlichkeit geht, aber weiterhin nicht weiß, wo die Infektionen eigentlich konkret stattfinden. Über das Pandemiegeschehen ist nach wie vor kaum etwas bekannt. Deshalb gibt es hie und da einen Schuss ins Blaue. Die Schulen und Kitas sind es bestimmt. Schließlich steige die Inzidenz bei den Jüngsten rapide an. Moment. Werden die nicht seit kurzem regelmäßig schnell getestet? Egal, so genau weiß man das mal wieder nicht beim RKI. Die Inzidenz, das muss reichen.

Ganz bestimmt liegt es dann auch an den Lockerungen, dass die Neuinfektionen wieder zunehmen und die 3. Welle sich so aufbaut, wie prognostiziert. Klar. Wir haben ja mächtig gelockert und das Leben läuft überall wieder vollkommen normal. Die Geschäfte und Restaurants sind proppenvoll und die Masken längst irgendwo ins Grün geschmissen. Der R-Wert steigt und steigt und liegt inzwischen bei fast 1,2. Aber Moment. Bilden die Zahlen von heute nicht das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab oder so? Egal. Es passt halt gerade gut. Deshalb müsse man ja die Notbremse ziehen.

Welche Bremse? Alarmhupe Lauterbach liest ja viel. Die geltenden Verordnungen scheinen aber nicht zur nächtlichen Bettlektüre zu gehören. Er sollte es tun, um vielleicht eine Ahnung davon zu bekommen, warum sich immer mehr Menschen offenbar immer weniger an die Regeln halten. Die Antwort ist simpel. Sie verstehen die Regeln nicht mehr. Selbst der Verordnungsgeber hat zunehmend Schwierigkeiten, das Verordnete verständlich zu erklären. Insofern kann man natürlich mit der Methode Holzhammer einfach weitermachen oder es auch lassen. An der steigenden Zahl der Neuinfektionen wird sich wohl nichts mehr ändern.

Warum auch? Warum soll man sich wegen Corona überhaupt noch große Sorgen machen? Die Bundesregierung nebst angeschlossener Länderfilialen nehmen sich für ihr jeweiliges Pandemiemanagement doch alle Zeit der Welt. Die Hausärzte bleiben weiter auf der Ersatzbank. Es gibt halt immer noch zu wenig Impfstoff. Die aktuellen Lieferpläne, sie sind schon wieder Makulatur. Das Impfziel ist so kaum noch zu erreichen. Hat man den vergangenen Sommer noch mit jeder Menge Eigenlob vertändelt, gilt heute das bekannte Prinzip aus dem Swingerclub: „Alles kann, nichts muss“.


Bildnachweis: André Tautenhahn

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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