Es güllnert mal wieder: Forsa leistet Wahlkampfhilfe

Geschrieben von: am 09. Jan 2013 um 18:59

Die FDP liegt in der Umfrage bei 2 Prozent. Das war die Schlagzeile des Tages. Kein Wille zur Aufklärung?, möchte man da fragen. Doch die Zweifel an der demoskopischen Kirche Forsa sind dann doch nicht so stark wie jene an der katholischen Glaubens- und Missbrauchsbude. Knapp zwei Wochen vor der Niedersachsenwahl könnte der niedrige Wert für die Liberalen zweierlei Dinge bewirken. Der bevorstehende Personalwechsel an der Spitze der FDP würde umgehend von einer positiven Umfrage aus dem Hause Güllner bestätigt. Das wäre ja nicht das erste Mal. Auf der anderen Seite könnte die Diskussion um eine Fortsetzung der angeblich so erfolgreichen McAllister-Regierung in Niedersachsen zu einer Mobilisierung von Wählern beitragen, die der FDP noch einmal über die Fünf-Prozent-Hürde verhelfen.

Denn die FDP schneidet bei Güllner ja nicht deshalb so schlecht ab, weil sie eine Klientelpolitik betreibt und für viele als überflüssig erscheint, sondern weil Rösler immer noch ihr Chef ist und eine Führungskrise alles andere überlagert. Zum Beispiel die vermeintlich gute Regierungsarbeit, die sich in den glänzenden Werten für die CDU ausdrücke. Diese Botschaft will der Hüter des Umfrageglaubens an das Volk versenden. SPON schreibt, dass die Daten vor dem Dreikönigstreffen erhoben wurden und damit durchaus mit den Ergebnissen anderer Institute vergleichbar sind. Die sehen die FDP aber immer noch bei vier Prozent. Woher kommt also der plötzliche Unterschied?

Mit der Aussage, fast die Hälfte der liberalen Wähler würde sich jetzt für die Union entscheiden und die Union profitiere vom Niedergang der FDP, wird der Eindruck vermittelt, dass es am inhaltlichen Kurs der unionsgeführten Regierungen eigentlich gar nichts auszusetzen gebe. Denn gleichzeitig misst Forsa auch den schlechtesten Umfragewert für die SPD seit Ende April 2012. Auch das liege am Kandidaten, so Güllner, denn Steinbrück ziehe die Partei nach unten. Dabei erinnern die in hoher Schlagzahl erscheinenden Skandalgeschichten um den Spitzenkandidaten der SPD doch sehr an jene Kampagnen, mit denen auch schon anderen als unangreifbar erscheinenden Medienlieblingen der Garaus gemacht wurde.

“Ein Meinungsforscher als Öffentlichkeitsarbeiter!”, schreibt Albrecht Müller. “Das sollte man immer im Hinterkopf haben.”

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. RudolfHomann  Januar 10, 2013

    Die Astrologen der Ökonomie müssen unbedingt wieder ins Parlament geschrieben werden. Ohne FDP reicht es für die Union nicht, jedenfalls solange nicht, bis die Grünen sie beerben können.

    Für die SPD wäre es wohl einerlei, wen sie als Kandidaten aufstellt. Kampagnenjournalismus findet immer einen Anlass, den es auszuschlachten gilt.

    Der Kandidat Steinbrück macht es allerdings leicht.

    • adtstar  Januar 10, 2013

      Als der Kandidat noch nicht der Kandidat war, hat er es der Presse aber auch schon leicht gemacht. Nur hat das keinen interessiert. Merkels Peinlichkeiten interessiert im Augenblick auch niemanden.

  2. linke socke  Januar 11, 2013

    Als der Kandidat noch nicht Kandidat war, war er ja auch der Rechtsaußen unter den Kandidatenkandidaten. Nun, da er Kandidat links der Kandidatin und Amtsinhaberin ist, wird er genau so heruntergeschrieben, wie jeder andere auch, und der Linke unter den Kandidatenkandidaten zuvor.
    Da er den Job als Kandidat nur hat, weil er sich zuvor, als Kandidatenkandidat hat hochschreiben lassen, muss er sich jetzt nicht mokieren, oder gar über seine Rechtsaußenkollegen „Es reicht“-Pamphlete lancieren.
    Die SPD aber muss sich fragen, ob sie wirklich Bild, BamS und Glotze für das bessere Fundament ihrer Kampagne hält, als Arbeiter, Gewerkschafter und Sozialdemokraten.
    „Es reicht“ nämlich tatsächlich, mit den Rechtsaußen in der SPD.

  3. Tyler Durden Volland  Januar 11, 2013

    Immer wieder begeisternd solche Kommentare…

    Sie können uns sicher auch erklären, welchen enormen UNterschied es machen wird, ob diese FDP wieder in den Bundstag einzieht, oder nicht.

    Dass sie persönlich dies als Genugtuung empfinden, mag ihnen reichen, andere (zB an Politik Interessierte) hätten gern einen wirklichen Unterschied kennen gelernt, den das machen würde?

    Haben sie da irgendwas anzubieten, dass bei einer Koaltion mit dann entweder SPD oder auch Grün käme?

    Warum fällt es all euch politisch korrekten, aber leider inhaltlich hohlen Schwätzern so ungeheuer schwer zu begreifen, dass ihr mit sowas ganz einfach auch nur ein weiterer Teil des Problems seid? Und keineswges Teil der Lösung?