Fluch beendet und Scholl liegt wohl falsch

Geschrieben von: am 03. Jul 2016 um 13:46

Quelle: pixabay

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Warum hat Deutschland nicht so gespielt, wie in den Runden zuvor, fragte Mehmet Scholl nach der dramatischen Partie in der ARD. Löw hatte die Taktik an die italienische Spielweise angepasst und eine Dreierkette gewählt. Die Folge: Ein zähes Spiel in der ersten Halbzeit. Scholl meinte, dass diese Variante das Aus hätte bedeuten können, wie 2008, 2010 und 2012. Bei der WM in Brasilien habe Löw dagegen seiner Mannschaft vertraut und nicht dem Trainerstab, der für die Gegneranalyse zuständig ist. In Südamerika hat die Mannschaft dann auch souverän ihren Stil bis zum Ende durchgespielt und den Titel gewonnen.

Scholl meinte daher, Siegenthaler solle morgens liegenbleiben und das Team mal ein ominöses Gebilde spielen lassen. Der Weltmeister müsse seine Spielweise nicht anpassen, sondern könne den Gegner dominieren, so Scholl. Von der Erklärung Löws im Interview mit Gerhard Delling zeigte sich Scholl hingegen unbeeindruckt und ging, wie üblich bei dieser Art der ARD-Kommentierung, nicht weiter darauf ein. Nun bauschen die Medien die Scholl-Kritik natürlich auf. Der Boulevard freut sich.

Dabei offenbaren die Aussagen des Ex-Fußballers eine typische Sichtweise von TV-Experten hierzulande, die taktische Diskussionen auf konkrete Spielpaarungen gemünzt ablehnen. Wahrscheinlich reicht die Zeit zwischen den nichtssagenden Interviews vom Spielfeldrand und Beckmanns Fußballschule nicht aus. Sogar das von Scholl geliebte Packing fiel irgendwie unter den Tisch. Anders die Kollegen im Internet, die sich mit Taktikfragen beschäftigen und in der Dreierkette eine durchaus gelungene Grundordnung gegen die Italiener erkannten, die wiederum die Spanier schlagen konnten, weil die ihre Spielweise nicht anpassten.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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