Der Tag nach dem Tag danach

Geschrieben von: am 08. Mai 2012 um 6:34

Nach der ersten Aufregung über das politische Erdbeben, das Europa am Sonntag heimsuchte, brechen nun die vermeintlich sachlich geführten Diskussionen vom Zaun. Dabei setzt sich die Behauptung der düpierten Sparer durch, dass in ihren Fiskalpakten schon immer auch ein Wachstumsprogramm gesteckt habe, so zumindest der Schäuble. Doch welche Strategie er wirklich verfolgt, konnte man bei einem unfreiwilligen Mitschnitt eines Gesprächs zwischen ihm und einem Vertreter Portugals studieren. 

Die öffentliche Meinung in Deutschland müsse glauben, dass wir es ernst meinen. Und natürlich muss sie das, weil etwas anderes ja bedeuten würde, dass die Deutschen ihren Gürtel all die Jahre umsonst enger geschnallt hätten. Sollte sich nämlich Hollandes Neustart für Europa durchsetzen, wären die deutschen Exportüberschüsse, die die deutschen Arbeitnehmer durch Lohnverzicht und Verlängerung von Arbeitszeit und Arbeitsintensität über mehr als ein Jahrzehnt bezahlt haben, vergebens gewesen.

Lustig ist in diesem Zusammenhang Schäubles Bemerkung, dass Europa gut damit gefahren sei, nicht nach jeder Wahl bereits geschlossene Verträge neu zu verhandeln. Das sagt einer, dessen Chefin innen- wie außenpolitisch von einer Kehrtwende zur anderen stolpert, wenn es ihr nur opportun erscheint.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. JoachimKr  Mai 10, 2012

    Schäuble, das war doch der mit dem schwarzen Koffer und dem super Deal straffrei und anonym sein Hinterzogenes Geld zu legalisieren?

    Was ist eigentlich mit Erna B. der Multijobberin kann die ihren Steuersatz auch rückwirkend reduzieren?
    Ach die zahlt keine Steuern? Wirklich? Ok, keine Einkommenssteuer weil sie zu den Aufstockern gehört.

    Wie konnte der Spitzensteuersatz von 1958-2000 über 50% liegen und 1975-1988 sogar bei 56% liegen? (Quelle: Internet – Ok, das wird jetzt keine Dr. Arbeit auf Bildungsministerinnenniveau – http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensteuer_(Deutschland)#Entwicklung_des_Steueraufkommens_seit_1958)

    Was war das für ein Leben in der BRD ohne die Superreichen die per Definition im Ausland gewesen sein müssen?