Die Sache mit der Statistik

Geschrieben von: am 05. Jul 2011 um 16:01

Auf Bildblog finden sie einen interessanten Bericht über eine misslungene Übertragung von Statistik, hier aus dem Verfassungsschutzbericht, in eine grafische Darstellung. Der Vorgang ist bemerkenswert, weil in der Absicht offensichtlich manipulativ. Falls nicht, fehlt dem Grafiker die Kompetenz. Die ZDF heute Sendung bot ihren Zuschauern als Ergänzung zur Vorstellung des Verfassungsschutzberichts folgende erklärende Grafik an. 

Korrekterweise hätte die grafische Darstellung aber so aussehen müssen.

Quelle: Bildblog

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich äußerte sich bei der Vorstellung des Berichts besorgt über die Zunahme der Gewaltbereitschaft in der linksextremistischen Szene. Während die rechten nur über Gewalt reden würden, schritten Linksextreme immer häufiger zur Tat.

„Wir haben zwar mehr gewaltbereite Personen in der rechten Szene“, sagte der CSU-Politiker. „Betrachtet man aber die Straftaten, bei denen tatsächlich Gewalt angewandt wird, stellt man fest: Sie werden mehrheitlich von Linksextremisten verübt.“ 

Quelle: Süddeutsche

Die Interpretation Friedrichs muss sich natürlich in einer Grafik widerfinden, hat sich wohl auch der ZDF-Mitarbeiter gedacht. Denn der Innenminister hat den Eindruck vermitteln wollen, dass Rechts- wie Linksextremismus in gleicher Weise schwerwiegend vorlägen und demzufolge auch im gleichen Umfang Maßnahmen ergriffen werden müssten, um diese Bedrohungen abzuwehren.

Wenn ich mir die obere Grafik des ZDF so anschaue und mir die Äußerung Friedrichs noch einmal in Erinnerung rufe, wonach Neonazis neuerdings besser gekleidet auftreten würden (Designer-Kleidung), kriege ich die Vorstellung nicht aus dem Kopf, dass sich das ZDF hier auch verkleiden wollte, um mit einer Designer-Grafik die Augen seiner Zuschauer zu blenden. Ob das nun rechts, links oder geradeaus ist, will ich lieber nicht beurteilen, unsauber ist es auf jeden Fall.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Teja552  Juli 5, 2011

    Naja was man nicht so alles tut um die Antiterror-Maßnahmen begründen zu können, tja unsauber ist dies in jedenfall!

  2. chriwi  Juli 6, 2011

    Wunderbar ist auch, dass Friedrich die Abnahme der Straftaten nicht thematisiert. Stattdessen wird auf den Linksextremismus eingeschlagen.

  3. Eremit  Juli 6, 2011

    so long dreaming people,
    hard facts are cruel and unshiftable,
    but the image is shiftable

  4. whut  Juli 6, 2011

    Vorsicht auch Herr Friedrich trägt Anzug und Krawatte. Aber immerhin darf er ja muslime in die pflicht nehmen, dass diese Terrorverdächtige melden. Hat er sich wohl von Dresdener (DDR) Kollegen abgeschaut.
    Das selbst in Gutanamo Bay zum größten Teil Unschuldige sitzen, ist für unsere Diktatoren-Freunde nicht relevant.

  5. bucht  Juli 9, 2011

    Ohne dass ich die beabsichtigte Wirkung der Grafik anzweifeln möchte, so könnte die Darstellung in beiden Säulen in der Gesamthöhe jeweils 100% darstellen, und der obere Teil der jeweiligen zeigt den Teil in % bezogen auf die jeweilige Säule, um den sich der Wert verringerte.
    Das ändert selbstverständlich nichts daran, dass die Grafik einen anderen Eindruck erweckt /erwecken will.