Zu Neues aus der Anstalt – Folge 43

Geschrieben von: am 04. Mai 2011 um 16:38

Wie wäre es mit einem anstaltseigenen Ethikrat als Antwort auf den Töpferkurs der Bundesregierung? Man könne es doch wie Angelas Chaostruppe machen und nachdenken lassen, weil man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist. Ethik und Religion werde dabei klug eingesetzt, um den Beschiss mehrheitsfähig zu machen. Das war bei Heiner Geißlers Scheinschlichtung so und soll nun bei der Frage der Atomkraft noch einmal durchexerziert werden. Damit war der Auftakt zur Sendung gelungen.

Alles würde immer unübersichtlicher meinte Priol anschließend, alternativlos sei offenbar nur noch die Kanzlerin, die ihrem Volk hinterherrenne, um ihm zu sagen, wo es langgehe. Sie sei eben To big to fail. Ihre Reden schreibt sie aber immer noch selbst, wie Uwe Steimle anmerkte. Man könne nur das verteilen, was vorher erarbeitet worden sei. Diesen Satz hatte Erich Honecker am 1. Oktober 1989 auch gesagt, so Steimle. Vielleicht sollte Frau Merkel ihre Reden dann doch nicht selber schreiben, es gebe nämlich noch Überlebende der Wende.

Priol aus der Deckung

Nur wo geht es eigentlich lang oder hin? Richtung Ökodiktatur? Neuerdings fordern sogar die Grünen, mehr zu fliegen. Vor allem nach Tunesien, um damit die Demokratie zu fördern. Darüber muss man erst einmal nachdenken lassen oder irgendetwas anderes forsch aus der Hüfte schießen. Wie zum Beispiel der Vorschlag, Hartz-IV-Empfänger in der Altenpflege einzusetzen. Da hat auch Pelzig gestaunt und sich gewundert, wofür diese Gruppe alles qualifiziert sei. Erst sollten sie das Laub wegfegen, dann Schneeschippen, schließlich Hundescheiße beseitigen und nun fehlende Pflegekräfte ersetzen.

Die Ignoranz, die sich als Überzeugung verkleidet hätte, sei deutlich spürbar, so Pelzig. Ob man nun die Scheiße von der Straße oder von Omas Popo kratze, mache für den neoliberalen Querdenker offensichtlich keinen Unterschied. Dafür braucht’s dann auch keinen Ethikrat, solche Tätigkeiten seien ganz einfach zumutbar. Man stelle sich aber vor, es gebe einen personellen Notstand bei den Fluglotsen. Würden die „Sozialexperten“ der Union dann auch nach Hartz-IV-Empfängern rufen und prüfen lassen, ob ein Einsatz im Tower zumutbar wäre? Natürlich nicht, so Pelzig. Flugsicherung sei schließlich eine anspruchsvolle Tätigkeit, Altenpflege hingegen nicht.

Für die christlichen Überzeugungstäter aus der Union sei Altenpflege eben wie Hundescheiße von der Straße aufsammeln. Das könnten auch Männer aus bildungsfernen Schichten mit schlechten Zeugnissen erledigen, wie die Ministerin für Familien und Gedöns Kristina Schröder im Februar noch meinte. Als sie diese Meinung kundtat, sei sie wahrscheinlich schon hormonell geschüttelt gewesen, so Pelzig. Trotzdem wünsche er der werdenden Mama so eine qualifizierte Kraft. Die neue Pflegekraft könnte ja dann mit dem neuen Bundesbaby spazieren gehen und nebenbei Hundescheiße aufsammeln.

Das wäre aber kein guter Start ins Familienleben. Die Stimmung könnte darunter leiden, wie Malmsheimer in einem sprachlichen Portrait über den Alltag bei Mutter, Vater und Kind skizzierte.

Aber zurück zum ethischen nachdenken lassen. In einem Land, in dem ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz im Sprechblasenkatalog stehe, gebe es keinen ethischen Konsum, meinte Priol im Gespräch mit Pelzig. Letztlich gehe es doch um die Glaubwürdigkeit. Und da hätten die Deutschen mit dem Bundespräsidenten wieder einen ausgeguckt, dem sie das zutrauen würden. Dabei könnte man an seiner statt auch einen Hydranten hinstellen. Der hätte wohl dieselben Sympathiewerte, so Priol.

Herr Wulff gebe keine Richtung vor und keine Denkanstöße. Er beschäftige sich lieber mit der Bundesgartenschau und verstehe unter Eierwürfen auf seine Person genau jene Volksnähe, die er gegenüber seinen Bürgern demonstrieren möchte. So jemanden muss man einfach lieb haben in einer Gesellschaft, die ansonsten vom Eventcharakter lebt. Fernsehen mache halt nicht dumm, sondern wird von Dummen gemacht, so der anstaltseigene Ethikrat. Mit der Fernbedienung halte man sozusagen seine eigene Dummheit in der Hand.

Zum Glück bestehe ja noch Hoffnung, dass wir Opfer eines Stromausfalls werden, der aus Sicht der Betreiber von überstürzt abgeschalteten Atomkraftwerken wahrscheinlicher geworden sei. Für die Dummheit wäre das aber blöd. Deshalb wird es die Bundesregierung, die mit der Meisterschaft von Borussia Dortmund einen ersten schwarz-gelben Erfolg verbuchen konnte, soweit auch nicht kommen lassen.

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Die komplette Sendung gibt’s wie immer in der ZDF-Mediathek zum Nachsehen:

Quelle: ZDF-Mediathek

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Helge Henschke  Mai 4, 2011

    Belanglos alberne Langweilig- u. Oberflächlichkeiten aus Pelzigs Präservativtäschchen , denen konsequenter Ernst fehlt und die weder zynisch, lakonisch noch mutterwitzhaltig zu sein vermögen.
    Schon fast netter Budenzauber für Dr. Lieschen Müller. Der Expertenrat wirkte eher wie ein Begräbnispublikum … AUFHÖREN !!!

    • adtstar  Mai 4, 2011

      Dafür, dass sie die Sendung immer wieder schlecht finden, schauen sie doch recht regelmäßig. Warum tun sie sich das an? ;)

  2. Ormuz  Mai 4, 2011

    Leider bin ich kurz vor Schluss eingeschlafen….
    Den „Ethikrat“ fand ich jetzt auch nicht so prickelnd, auch das Kindergedicht hat nicht wirklich rein gepasst, da gab es schon deutlich bessere Sendungen, aber vielleicht wird die nächste ja wieder besser.