Meilenweit an den Erwartungen vorbei: Umsätze im Einzelhandel brechen wieder ein

Geschrieben von: am 31. Jan 2012 um 9:33

Das Weihnachtsgeschäft und vor allem die letzten Wochen des Jahres sollten den Handel retten. Zuversichtlich prognostizierte der Handelsverband HDE gute Ergebnisse. Schließlich sei die Stimmung bei den Verbrauchern trotz Krise hervorragend, die Kauflaune laut GfK-Kaffeesatzindex ungebrochen hoch und die Geschäfte nach optischer Messung mit Menschen voll gewesen. Demnach seien die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel im Jahr 2011 so toll gewesen wie schon lange nicht mehr, freute sich der HDE am 4. Januar 2012.

Insgesamt waren die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel 2011 so gut, wie schon lange nicht mehr. Das Jahr hat denn auch die Erwartungen der Branche erfüllt. Der HDE hatte für 2011 ein Umsatzplus von zwei Prozent erwartet.

Quelle: HDE

Doch daraus wurde mal wieder nichts. Das statistische Bundesamt hat heute die Zahlen zu den Umsätzen im deutschen Einzelhandel für den Monat Dezember und das Jahr 2011 veröffentlicht. Darin heißt es:

Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland setzten im Dezember 2011 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) nominal 0,5 % mehr und real 0,9 % weniger um als im Dezember 2010. Beide Monate hatten jeweils 26 Verkaufstage. Im Vergleich zum November 2011 sank der Umsatz im Dezember 2011 kalender- und saisonbereinigt (Verfahren Census X-12-ARIMA) nominal um 1,7 % und real um 1,4 %.

Im gesamten Jahr 2011 wurde im Einzelhandel in Deutschland nominal 2,6 % und real 0,9 % mehr als im Jahr 2010 umgesetzt.

Quelle: destatis

Einzelhandel bis Dezember 2011

Vor knapp einer Woche hieß es noch, Konsumenten bleiben im Kaufrausch. Die Verbraucher zeigten eine Kaufbereitschaft, die so hoch sei wie im Jahr 2006.

“Die Konsumenten stemmen sich weiter gegen zunehmende Konjunkturrisiken sowie die anhaltende Schuldenkrise im Euro-Raum”, sagt GfK-Experte Ralf Bürkl. Da auch die Stimmung der Firmen dreimal in Folge zulegte, hält es Wirtschaftsminister Philipp Rösler für “immer wahrscheinlicher, dass Deutschland die gegenwärtige wirtschaftliche Schwächephase zügig hinter sich lässt und sich der Aufschwung fortsetzt”.

Die Reaktionen auf die ernüchternden Zahlen fallen unterdessen wie üblich aus. Von einer unerwarteten Überraschung bis hin zum Klammern an den schwachsinnigen GfK-Konsumklimaindex, der nach Auffassung vieler immer noch Hoffnung verbreite, ist wieder zu lesen. Es wird nicht lange dauern und die Propagandamaschine von Spiegel Online und Co. wird die Nachrichten zum weiter schwächelnden privaten Konsum überdecken.

Wenigstens hat sich der Winter zurückgemeldet, so dass der Handelsverband nun endlich auf einen anziehenden Absatz von Winterbekleidung im Schnäppchen-Schlussverkauf hoffen kann. Den sehr wahrscheinlichen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2011 wird das aber nicht kompensieren können.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Georg Frigger  Januar 31, 2012

    Und wenn dann trotzdem der reale Konsum weiter rücklüfig ist, dann liegt es bestimmt an dem kalten Wetter.

    • adtstar  Januar 31, 2012

      So ist es. Das Wetter taugt immer gut als Ausrede, weil es einen so unvorbereitet trifft. Bei den heute vorgestellten Arbeitslosenzahlen ist das auch so.

      „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben im Januar im Zuge der Winterpause deutlich zugenommen.“

      Ne Sommerpause gibt es übrigens auch. Die folgt aber in der Regel einer Frühjahrsbelebung.

  2. Ormuz  Januar 31, 2012

    Ich weiß auch nicht, ich gehe vermutlich zu den falschen Zeiten einkaufen, denn immer wenn ich im Laden bin, kann ich nicht behaupten dort eine Massenansammlung von Leuten zu sehen die kaufen wie verrückt ….

  3. Arnold  Januar 31, 2012

    In der Tat man weiß nicht ob man weinen oder lachen soll wenn man sich noch mal die martialisch klingenden Formulierungen aus „Die Welt“ vor Augen hält wie z.B:

    „Die Konsumenten stemmen sich weiter gegen zunehmende Konjunkturrisiken sowie die anhaltende Schuldenkrise im Euro-Raum“

    Das erinnert mich doch verblüffend an die „Erfolgsmeldungen“ der Aktuellen Kamera in der DDR. Nur Damals haben die meisten Bürger gewusst dass sie verarscht werden. Dies scheint Heute in Deutschland nicht mehr der Fall zu sein.