Kurz zu den neuen Arbeitslosenzahlen

Geschrieben von: am 31. Mrz 2010 um 16:40

Das Thema ist und bleibt absurd. Man feiert eine angebliche Früjahrsbelebung und weiß im Grunde ganz genau, dass die Statistik tief manipuliert ist. Am tollsten finde ich in diesem Zusammenhang einen Artikel der Welt, in dem über einen Streit der „Experten“ berichtet wird. Sie müssen bei diesem Artikel nur Anfang und Ende lesen, um die Absurdität des Ganzen nachzuvollziehen. Den Text dazwischen einfach auslassen.

Der Frühling hat auf dem Arbeitsmarkt für einen kräftigen Aufschwung gesorgt. Im März gingen die Arbeitslosenzahlen um 75.000 auf 3,568 Millionen zurück. Erstmals sank die Zahl der Arbeitslosen damit wieder unter den Vorjahreswert.

[…]

Die Arbeitslosenzahlen kann man nicht allein für sich betrachten. Dass sie nicht viel höher ausfallen, liegt einerseits daran, dass die Statistik nicht mehr alle Arbeitslosen erfasst. Offiziell ging die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat um 18.000 zurück – aber nur, weil arbeitslose Teilnehmer bestimmter Trainingsmaßnahmen sowie Arbeitslose, die von Privatvermittlern betreut werden, nicht mitgezählt werden. Wären sie dabei, wäre die Arbeitslosenzahl um 142.000 gestiegen. Dazu kommen die 800.000 Kurzarbeiter. Einige Hunderttausend von ihnen wären arbeitslos, wenn die Unternehmen nicht die vom Staat geförderte Kurzarbeit in Anspruch nehmen würden.

Wie man angesichts der Fakten, die am Ende des Beitrags richtig zusammengefasst werden, von einem „Jobwunder“, von einem kräftigen Aufschwung oder Streit zwischen „Experten“ faseln kann, bleibt mir ein Rätsel. Ohne statistische Tricks wären die Arbeitslosenzahlen gestiegen und zwar ziemlich deutlich. Ich sehe da keine Frühjahrsbelebung, sondern eher eine Frühjahrsverarschung. Die Redakteure der Welt fürchten sich offensichtlich gar nicht davor, dass ihren Lesern die Wirklichkeit auffallen könnte, die ihnen die Springer-Journalisten selbst völlig überraschend liefern.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Kr Ka  April 1, 2010

    Ich bin froh, dass jetzt nach Jahren endlich auch mal in den „seriösen“ Zeitungen wie Welt von der Manipulation der Arbeitslosenzahlen (Die 58er – „Unvermittelbar“ – Regel wird wieder mal „vergessen“) die Rede ist.
    Die Bevölkerung ist so Lethargisch, dass selbst wenn in Bild und Tagesschau über gefälschte Arbeitlosenstatistiken, Aufhetzungkampagnen mit gefälschten Zahlen (z.B. vom Außenministern) berichten würden, es dennoch alles „beim alten bleibt“.
    Die „Elite“ fährt den Karren voll gegen den Wand, und das Volk – – guckt und staunt.

  2. KriKra  April 1, 2010

    „[…]
    Die Verbraucherzentralen haben nicht mit so hohen Wechselzahlen gerechnet. Stefan Etgeton, der Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, wundert sich. In der Vergangenheit habe es keine so starken Reaktionen bei Beitragserhöhungen gegeben.
    Es würden besonders Menschen mit geringem Einkommen wechseln. Auch sei in den neuen Bundesländern die Wechselbereitschaft besonders groß. Dort gebe es keine so engen Bindungen der Versicherten an ihre Krankenkassen. Die Jobcenter sorgen auch für Wechsler, weil die Hartz-IV-Empfänger zum Wechsel der Krankenkasse gedrängt werden, wenn die Zusatzbeiträge verlangt.[…]“
    Offensichtlich gibt es doch mehr „ALG2 Empfänger“ und „Menschen mit geringen Einkommen“ als erwartet.
    Welche Überaschung…