Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet

Geschrieben von: am 15. Dez 2011 um 15:16

Der gestrige Tag war hart für die TV-Zuschauer. Zahlreiche Nachrichtensendungen begannen mit dem Satz. “Jetzt sind wir in Berlin mit XY verbunden.” Es stimmte nie, weil jedes Gespräch vor der Sendung aufgezeichnet wurde. Das erfuhren die Zuschauer meist im Anschluss an die schlecht zusammengeschnittenen Interviews, bei denen die Moderatoren stets das gleiche fragten und wie auf Bestellung die gleichen Antworten geliefert bekamen.

Grundsätzlich bedeutet eine Aufzeichnung ja immer, dass der Interviewpartner zum Zeitpunkt der Live-Sendung nicht zur Verfügung stand. Dennoch erwecken die Moderatoren zunächst den Eindruck, als wäre es so. Warum? Irgendwie ist man ja dann enttäuscht, wenn ein designierter FDP Generalsekretär nicht von Studio zu Studio hetzen muss, um sich werbewirksam in Szene zu setzen. Irgendwie sieht das ja nach Arbeitsverweigerung aus. Vielleicht wollte man auch bloß vermeiden, dass Patrick Döring wieder einen Außenspiegel demoliert und anschließend Fahrerflucht begeht.

Okay, ich kann verstehen, dass der Vorsitzende der Jungen Liberalen, Lasse Becker, im Nachtmagazin der ARD aus Jugendschutzgründen vor der Sendung aufgezeichnet wurde, aber den Christian Lindner hätte man schon gern noch einmal live gehört. Denn warum der jetzt zurückgetreten ist, erschließt sich dem aufmerksamen Beobachter nicht. Vielleicht will er jetzt neben Oli Welke in der heute-show auftreten, nachdem das Zusammenspiel zwischen ihm und der Satiresendung immer besser funktionierte. Dagegen hätte ich nichts. Unterhaltsam ist der Lindner schon, wenn er will.

Allerdings muss man sich generell Sorgen machen um den Zustand der Koalition. Denn Regierungssprecher Seibert ließ in einer Aufzeichnung verkünden, dass der Rücktritt von Lindner keinerlei Auswirkungen auf die Arbeit der schwarz-gelben Koalition habe. Da hätte man schon gerne zurückgefragt, ob ein Wegfall der gesamten FDP auch keinen Einfluss auf die Arbeit der Koalition gehabt hätte oder haben würde.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Dezember 15, 2011

    Ich war in „Gods own country“ (USA), als ich mit wachsendem Amusement las, dass „Bambi“ (dein Begriff?) mal den Stummelschwanz (sexistische Bemerkung von mir) einkniff und das „Gimme Shelter“ für alle FDP-Hinzugehörigen gelten muss, damit man denen einen Shelter-Raum geben kann, in denen die ein Refugium der Geistlosigkeit erweitern könnten …