Geschmacklosigkeiten

Geschrieben von: am 18. Feb 2024 um 8:53

Da stirbt ein für den Westen bedeutender Häftling in russischer Gefangenschaft und die Welt ist in heller Aufregung. Irritierend ist aber weniger die Heiligsprechung von Nawalny, damit war ja zu rechnen, als vielmehr das geschmacklose Geraune über den Auftritt von dessen Frau auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Was machte die denn plötzlich da, war sofort zu lesen, aber man fragt sich verwundert, warum das Team Nawalny denn nicht zur Münchner Sicherheitskonferenz hätte eingeladen werden sollen, um dort einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit zu erledigen. Schließlich bietet die Veranstaltung eine Bühne mit Aufmerksamkeitsgarantie. Ja, aber wie konnte die Witwe denn so plötzlich eine Rede halten, da ist doch was faul und irgend wie arrangiert, so eine weitere Geschmacklosigkeit. Genau: Wir tun einfach mal so, als hätte man gar nicht mit dem Tod des Mannes rechnen müssen. Und die Medien bereiten auch nie Nachrufe für den Fall vor, dass ein berühmter alter Sack oder Säckin ins Gras beißt.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Jörg Wiedmann  Februar 18, 2024

    Julian Assange sitzt immer noch im britischen Hochsicherheitsknast, in Einzelhaft, wird ebenfalls unmenschlich behandelt und es interessiert leider niemanden. Weder in der Politik noch in den Medien.

  2. Arnold  Februar 19, 2024

    Der Wirbel um Navalnys Tod ist pure Propaganda.
    Natürlich ist es zu verurteilen, wenn ein Kritiker einer Regierung unter dubiosen Umständen im Gefängnis stirbt. Aber das, was unsere Medienlandschaft mit Sondersendungen im Fernsehen etc. veranstaltet, ist mit Empörung nicht zu erklären. Weshalb wurde z. B. der Tod von Gonzalo Lira, der Ende Januar in einem ukrainischen Gefängnis starb, nicht ebenfalls mit einer Sondersendung im Fernsehen gewürdigt?