Jubelmeldungen über den deutschen Export

Geschrieben von: am 30. Dez 2010 um 19:35

Zum Jahresende wird wieder gejubelt. Das statistische Bundesamt meldet einen Anstieg der deutschen Exporte im dritten Quartal 2010 um satte 21,5 Prozent, preisbereinigt 17,9 Prozent. Überall ist vom Exportboom die Rede und davon, dass es weiter aufwärts gehe. Was mal wieder völlig unter den Tisch fällt, ist die Tatsache, dass die Ausfuhren in den letzten Monaten merklich zurückgegangen sind.

Schon ab dem zweiten Quartal konnte man den Trend eines stark verlangsamten Exportanstiegs beobachten. Wenn man darüber hinaus einmal längerfristig vergleicht, wird man feststellen, dass das Vorkrisenniveau zum einen noch lange nicht erreicht ist und zum anderen eher eine Stagnation bei den Exporten eintreten wird.

Ausfuhren_NEU
Quelle: destatis

Doch was wird eigentlich bejubelt? In den ersten drei Quartalen des Krisenjahrs 2009 wurden Waren im Wert von etwa 591 Mrd. Euro exportiert. Das waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2008 mit Ausfuhren in Höhe von 752,6 Mrd. in den ersten drei Quartalen über 21 Prozent weniger. Im XXL-Boomjahr hat die deutsche Exportwirtschaft in den ersten drei Quartalen Waren im Wert von 703,2 Mrd. Euro ausgeführt. Das sind zwar knapp 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, aber immer noch 6,6 Prozent weniger als im entsprechenden Vorkrisenabschnitt 2008.

Wenn also das Jahr 2010 bisher ein XXL-Super-Boom-Jahr gewesen sein soll, was bitteschön war dann das Jahr 2008?

In Wirklichkeit holt die deutsche Exportwirtschaft immer noch auf. Und bevor sie das Ziel Vorkrisenniveau erreicht, wird sie wohl in die Stagnation abgleiten. So würde ich jedenfalls alle Zahlen deuten, die zur Verfügung stehen und nicht nur das dritte Quartal 2010, das so schön mit einem Plus von 21 Prozent glänzt.

Das Ganze ist das Wahre.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Megahoschi  Januar 1, 2011

    Schönen guten Morgen

    Erst mal wünsche ich Dir ein frohes neues Jahr und alles Gute.

    Mich würde interessieren ob man die von VW in China gebauten und auch da verkauften Autos eigentlich mit zum Export zählt. Schließlich ist der Tranportindex „Baltic Dry“ schon wieder fast genau so am Boden, wie zum Höhepunkt der Krise. Wenn aber nix über den Seeweg transportiert wird und die anderen Eu Länder sich alle tot sparen frage ich mich wer hier wo hin exportiert, guckst Du: http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=BDIY&exch=IND&x=15&y=11

    • adtstar  Januar 1, 2011

      Dir auch ein frohes neues Jahr.

      Der Witz ist ja der, dass wir zwar durchaus mehr nach China exportieren, in der Bilanz mit China aber ein deutliches Defizit aufweisen. Im Prinzip machen deutsche Firmen, die in China zu den dort günstigen Bedingungen produzieren, den gleichen deutschen Unternehmen in Deutschland selber Konkurrenz.

      Denn Unternehmen wie VW gehen ja nicht einfach so nach China, sondern in der festen Absicht, die hohe deutsche Produktivität mit den niedirgen Löhnen in China zu kombinieren. Das ist ungeheuer profitabel, für das ökonomische Gleichgewicht aber katastrophal. Die Amerikaner verfahren übrigens nach dem gleichen Muster.

      D.h., und das ist auch ganz wichtig, nicht die Chinesen machen uns Konkurrenz, weil deren Produktivität nur ein Zwanzigstel der unseren beträgt, sondern unsere Unternehmen, die einen Wettbewerbsvorteil ausnutzen, nämlich den der niedrigen Löhne, die auch nur ein Zwanzigstel der unseren betragen. Kombiniert mit der hohen deutschen Produktivität ergibt sich der unschlagbare Vorteil.

      Aber was macht unsere Regierung? Sie hört weiter auf die angeblich klügsten Ökonomen, die glauben, dass man die Chinesen im Wettbewerb noch unterbieten könne. Das ist aber sowas von behämmert, dass einem die Haare zu Berge stehen. Denn China ist nicht Teil der Eurozone, sondern hat eine eigene Währung.

      Sollten wir also tatsächlich versuchen, die Chinesen unterbieten zu wollen, würden die ihre Währung einfach abwerten, eine Möglichkeit Ungleichgewichte auszugleichen, die Ländern wie Griechenland, Spanien oder Portugal nicht vergönnt ist und die deshalb weiter unter der deutschen Lohndumpingpolitik zu leiden haben.

      Europa ist deshalb auch immer noch der Hauptabsatzmarkt für deutsche Produkte, weil einfach keiner billiger innerhalb der Währungszone produzieren kann. Denn auch Deutschland kombiniert im Vergleich zu seinen Eurozonen-Partnern eine hohe Produktivität mit niedrigen Löhnen. Aber wie du schon richtig schreibst, hat das keine Zukunft mehr, wenn alle ihre Etats zusammenstreichen.

      Aber auch dafür hat unsere Volkskanzlerin eine kurzfristige Lösung parat. Währungsmanipulation. Ab und zu bringt sie mit ihren Schwachsinnsäußerungen zur Stabilität des Euro ebendiesen unter Druck, der Wert gegenüber dem Dollar fällt und deutsche Exportwaren werden im Dollarraum billiger.