Empört euch!

Geschrieben von: am 25. Mrz 2012 um 16:44

Den Aufruf von Stéphane Hessel versteht der Kabarettist Georg Schramm als kategorischen Imperativ. Unterstützend zitiert er einen Papst aus dem 6. Jahrhundert.

“Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.”

Den Zorn dürfe man aber nicht mit der Wut, der unbeherrschten und zügellosen Schwester des Zorns, verwechseln. Empörung sei das Gebot der Stunde, der sich vor allem die Jugend anschließen sollte. Eine Jugend, die sich inzwischen angewidert von den Politikern abgewendet hat, weil deren Sprache sie überhaupt nicht mehr erreicht, auch nicht erreichen soll. Denn Politiker reden viel, sagen aber nichts.

“Das Wort ist am Ende, aber es ist kein heldenhaftes Ende. Das Wort ist tot, aber kläglich tot. Nicht vom Tyrannen erschlagen, nicht vom Zensor erwürgt. Als leere Worthülse im Brackwasser der Beliebigkeit untergegangen. Die Polemik ist tot, es lebe die Unterhaltung.”

Quelle: Georg Schramm

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Wasert  April 19, 2012

    http://www.stop-esm.org/home

    Unterzeichnen und verbreiten!
    Es gab in den letzten Tagen sensationelle 2.000 Unterzeichnungen pro Tag, zur Zeit sind es etwa 1.200… Tendenz leider fallend.

    Liegt wohl in erster Linie an den begrenzten Möglichkeiten, über Politikforen zu verbreiten, hier sind die gängigen Kommentarleser bereits „abgeschöpft“ und Verlinkungen werden inzwischen gesperrt und zensiert.

    Großes Potenzial gibt es noch in den Tausenden von kleineren Blogs, zwischen denen eine bekanntlich gute Vernetzung besteht – daher bittebitte an Interessenten weiterspreaden!

  2. Hans Henning Hartmann  Mai 10, 2012

    Voltaire meinte nicht (nur) die katholische Kirche, sondern die Theodice, die göttliche Gerechtigkeit, die Idee Leibniz` von der Welt als der besten aller möglichen. Der hatte insofern Recht, als es keine bessere Welt (brave new world, Utopia) gibt, sondern die Menschen mit der, die sie haben, klar kommen müssen.Allerdings können die Menschen die Verhältnisse, die auf der Erde herrschen, ändern.Wie sie das tun können, nicht wie sie das tun sollen, ist das Thema politischer Diskussionen.Dabei lenken hysterische Wortklaubereien, ob der Sparkommissar Gauleiter genannt werden kann, ob der Sieg in Frankreich zweifelhaft ist etc. nicht weiter. Die Philosophen( wozu auch die Blogger gehören), haben die Welt nur (mehr oder weniger empört)verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern (Karl Marx, Thesen zu Feuerbach). Dazu müssen konkrete, sachliche, cool (rational) begründete,d.h. sich aus einer Analyse (Untersuchung ) der bestehenden Verhältnisse gefolgerte Vorschläge her.

    • adtstar  Mai 10, 2012

      Diese Vorschläge sind in diesem Blog auch schon genannt worden. Ich bin ein großer Anhänger des Vorschlags von Heiner Flassbeck, eine Anpassung der Leistungsbilanzunterschiede innerhalb der Eurozone über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren vorzunehmen. Dabei muss Deutschland als Überschussland gegen das Inflationsziel der EZB nach oben hin verstoßen, wohingegen die Südländer leicht darunter bleiben. Heißt auf deutsch: Die Löhne in der BRD müssen deutlich stärker steigen als in der Südschiene. Das bedeutet auch, dass Deutschland über einen Zeitraum selbst Defizite in der Handelsbilanz hinnehmen und Wettbewerbsanteile abgeben muss. Gerade das Letztere haben selbst die Linken noch nicht begriffen, die glauben, Wettbewerbsanteile behalten und die Bilanz ausgleichen zu können.

      Im Bankensektor muss eine Regulierung her, die auch den Namen verdient. Das minimale Risiko der Banken bei Spekulationsgeschäften muss bei 100 Prozent des Eigenkapitals liegen und keinesfalls nur bei derzeit geplanten unter 10 Prozent. Die Umsatzsteuer auf Finanztransaktionen muss her, wie sie auch für alle anderen gilt, die irgend etwas kaufen. Und zum Schluss muss die Besteuerung von hohen Einkommen und Vermögen durchgesetzt werden. Hier verzichtet der Staat durch permanent betriebene Steuersenkungen auf Milliardensummen, die beispielsweise für Konjunkturprogramme verwendet werden können. Das Gerede über „Wachstumsprogramme auf Pump“ (siehe Kanzlerin) wäre hinfällig.

      Das Problem bei all diesen Maßnahmen ist, dass sie vernünftig und geboten sind und wahrscheinlich auch jedem der politischen Verantwortlichen geläufig sein dürften. Flassbeck selber rechnet zum Beispiel nicht mit einer Umsetzung seiner Vorschläge, sondern mit einem Scheitern des gesamten Systems. Da ähnelt seine Position der von Marx, dessen kritische Theorie eben eine Pessimistische war. Die Zusammenbruchskrise war für ihn das wahrscheinlichere Szenario. Was die Vulgär-Marxisten daraus machten, ist hinlänglich bekannt.

      Selbst mit dem Scheitern des Systems lässt sich Kasse machen. Das verhindert meiner Meinung nach vernünftiges Handeln. Wenn einer der politisch Verantwortlichen vernünftig würde, gebe es einen anderen, der seinen Platz einnehme, um den Profit einzustreichen, der mit dem Zusammenbruch verknüpft ist.

  3. Jenny  Mai 5, 2014

    In DE steigen seit gut 20 Jahren die Reallöhne nicht mehr, im Gegensatz zu alle anderen OECD-Ländern außer Japan und USA (untere EK-Schichten).

    Warum sollte das in DE jemals wieder anders werden? Die Einheitspartei DE findet Agenda 2010 und Lohnzurückhaltung immer noch toll, auch die SPD!

    Und wo sieht jemand denn eine revolutionäre Jugend????

    In Spanien wollen sie keinen Systemwechsel, sondern nur ein stinknormales Leben mit Jobs und Einkommen. Das System an sich wird kaum in Frage gestellt.

    Europa müsste dringend wie F.D. Roosevelt damals agieren, einer der letzten guten Politiker zusammen mit seiner Frau!

    Arbeitszeitverkürzung, höhere Mindestlöhne, anständige Unternehmensbesteuerung (warum das Steuerprinzip nicht umdrehen? Alle Firmen wollen Marktzugang, das ist ihr Lebensinhalt und Zweck, den Zugang und Verkaufsmöglichkeiten an eine Steuer knüpfen und sich bezahlen lassen, besteuerung von hohen EK und Vermögen, Erbschaften…

    hört sich alles simpel an, wird aber in der Realität niemals mehr umgesetzt werden. vielmehr sollten wir uns damit abfinden, dass sich die abwärtsspirale für alle nach unten dreht. In DE werden bald ca. 40% der Bevölkerung verarmen und kleinere Brötchen backen müssen. Kaufkraft wird da wohl weiter ausgedünnt werden.

    in der EU ist es genauso, unter der Lüge der Demographie wird der Rest-Sozialstaat überall zerschlagen.

    in DE hat man sich ja auch schon daran gewöhnt, man wird ja genug für blöd verkauft.

    ich rechne auch die nächsten 20 Jahre mit Reallohnsenkungen hier, außerdem wird die Rest-Mittelschicht durch weitere neue Abgaben und Mauten und ähnliches stranguliert allmählich.

  4. Thomas  Februar 18, 2015

    Hessls kleines Werk gibt es hier auch vorgelesen:

    https://www.youtube.com/watch?v=11g5JS0Y5Tc