Ein neuer Münte

Geschrieben von: am 22. Dez 2008 um 16:44

Heute schon gelacht? Ich ja. Als ich die News über Münte las, der angeblich Rot-roten Bündnissen auf Länderebene seinen „Segen“ gab. Da habe ich mich als erstes gefragt, wie dumm unsere Medienlandschaft eigentlich ist. Diese Aussage deckt sich doch nun zu einhundert Prozent mit der Beschlusslage der Partei, die es den Landesverbänden erlaubt, frei zu entscheiden, mit wem sie koalieren möchten. Das wurde noch unter Beck beschlossen, mit dem Ergebnis, dass er durch die Hintertür gehen durfte.

Müntefering sollte man nicht allzu ernst nehmen. Ich glaube nicht daran, dass in der Führungsetage der SPD plötzlich die Erkenntnis gereift ist, dass man mit der bisherigen Einmauerungstaktik auf Dauer nur als Juniorpartner in einer Großen Koalition auftreten könne. Wenn man im gleichen Atemzug Sätze hört, wie

„Das sind keine Leute, die eine neue verantwortliche Politik aufbauen wollen. Sondern das sind Leute, die den anderen wehtun wollen, aber nicht die Verantwortung übernehmen.“

, muss man weiter annehmen, dass die SPD-Führung noch immer nicht begriffen hat, wer hier wem weh tut und sich weigert, Verantwortung für eine gescheiterte und falsche Politik zu übernehmen. Es waren nicht die Linken, die eine beispiellose Deregulierung des Finanzmarktes vorangetrieben haben und billigend die Auflösung der Deutschland AG in Kauf nahmen. Es waren nicht die Linken, die die Kosten für das Zerstörungswerk einer gesellschaftlich entrückten und vom Kapital besessenen Minderheit der Allgemeinheit auferlegen. Es waren nicht die Linken, die eine Politik der sozialen Kälte gegen die Interessen der eigenen Wähler mit falschen Argumenten durchgesetzt haben.

Wenn Münterfering meint, den Widerstand gegen diese falsche Politik, die er immer noch für richtig hält (Stichwort Agenda 2010), persönlich nehmen zu müssen, kann man ihm nur gratulieren. Es wäre an der Zeit, dass er oder einer der vielen Agenda-Architekten und Verfechter endlich aufstehen, um sich bei ihren Wählern zu entschuldigen. Dass sie endlich die Verantwortung für ihr Scheitern übernehmen und anerkennen, dem „Teufel“ hinterhergelaufen zu sein. Daraus wird aber nichts werden. Denn wie Steinbrück, scheint nun auch Müntefering vom Sandkastentrotz befallen zu sein.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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