Noch einmal zum Klimawandel

Geschrieben von: am 08. Dez 2009 um 16:06

Das Thema lässt mich nun nicht mehr los. Gerade weil man wieder so einen Müll darüber lesen muss. Wie zum Beispiel auf ZDF-Online. Es geht um eine neue Studie, die einen schnelleren Anstieg des Meeresspiegels voraussagt. Ich will ja nicht die Studienergebnisse kritisieren, wohl aber die Schlüsse, die man daraus zu ziehen gedenkt. Das ist einfach nur bescheuert und damit die Ziele des Weltklimagipfels insgesamt auch:

Um den Anstieg auf weniger als einen Meter zu begrenzen, müsse die Emission von Treibhausgasen deutlich schneller verringert werden, als zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf zwei Grad Celsius erforderlich, hieß es weiter. Dabei könnten frühe Reduzierungen des Treibhausgasausstoßes den Anstieg des Pegels „deutlich effektiver bremsen als späte“.

Um einen „galoppierenden Anstieg“ des Meeresspiegels zu verhindern, müsse die Erderwärmung so schnell wie möglich gestoppt werden, erklärte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut, der zu den Mitverfassern der Studie gehört.

Wenn ich (die Industrienationen) mit einem schnelleren Anstieg des Meeresspiegels rechne, dann denke ich doch nicht zuforderst an die Begrenzung der Emissionen, um den Anstieg des Pegels zu begrenzen. Ich muss mich dann wohl doch als aller erstes darauf vorbereiten und mich den veränderten Bedingungen anpassen. Ich muss mir doch dann wohl Gedanken über Deiche und sichere Infrastrukturen für Verkehr, Energie und Kommunikation machen und einen Plan aufstellen, wie viel Geld ich dafür und für andere auf der Welt, die nicht so reich sind, wie ich, ausgeben will. (Ein kleiner Denkanstoss für Dirk Niebel, der sein Ministerium innerlich ja für überflüssig hält, das Geld, was er für die Leitung des Hauses bekommt, aber nicht.)

Wieso also geht es in Kopenhagen um so etwas Abstraktes, wie die Senkung eines globalen Temperaturmittelwerts, der quer durch alle Klimazonen hindurch berechnet wird, und nicht um die Frage von regionalen Anpassungsstrategien, deren Augenmerk darauf gerichtet ist, wie sich die Menschen vor Ort vor Wetterextremen schützen können, die übrigens auch dann auftreten würden, wenn die globale Durchschnittstemperatur niedriger wäre? Vielleicht weil das im Widerspruch zu der Ideologie einer globalen Wirtschaftsordnung steht, wie Peter Heller vom ScienceSkepticalBlog vermutet?

Bei allem Respekt für Stefan Rahmstorf, aber das der sich nun auch an der Produktion von Alarmmeldungen beteiligt, hätte ich nicht gedacht. Man tut ja gerade so, als würden Naturkatastrophen und extreme Wetterlagen nicht auftreten, wenn es den Menschen mit seiner umweltzerstörerischen Art nicht geben würde. Die dynamische Klimaveränderung ist eine Grundbedingung dieser Welt, ob nun mit oder ohne Mensch. Entscheidend ist doch aber, wie man sich an Veränderungen anpasst und nicht, wie man Veränderungen so anpasst, dass sie mit dem übereinstimmen, was man untereinander ausgemacht hat.

Sie müssen sich das doch mal vorstellen. Da treffen sich die Vertreter der führenden Ökonomien (G8) und beschließen nach langem hin und her, dass sie einen Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf 2 Grad Celsius begrenzen wollen. Ist das nicht verrückt? Ich meine, in Deutschland wurde gerade ein sog. Wachstumsbeschleunigungsgesetz verabschiedet, von dem jeder Fachmann und jede Fachfrau sagt, dass es genau das Gegenteil von dem bewirkt, was eigentlich bezweckt ist. Und dafür braucht man keine Prognosen, dass kann man mit mathematischen Gleichungen ziemlich genau ausrechnen. Und dieselben Chaoten, die wissentlich eine Volkswirtschaft in arge Finanznot bringen, weil sie populistische Versprechungen halten wollen, bilden sich ein, das Klima der Erde so genau beeinflussen zu können, dass ein bestimmter Temperaturmittelwert nicht überschritten wird. :crazy:

Na ja, immerhin glauben die Amerikaner jetzt „hinreichende wissenschaftliche Beweise“ vorliegen zu haben, dass Treibhausgase gesundheitsschädlich seien. Ein logischer Fortschritt. Schließlich kann man nun nicht mehr auf einen dummen Präsidenten setzen, dem die Welt gerade wegen seiner zur Schau getragenen geistigen Unzurechnungsfähigkeit alles durchgehen ließ. :>>

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Arnold  Dezember 8, 2009

    Ich fühle mich bei dieser Problematik etwas hilflos, da es in der Tat sehr schwierig ist herauszufinden, was nun stimmt und was nicht. Ich kann auch dem Gedankengang von Peter Heller bezüglich der Neugestaltung der Wirtschaftsordnung nicht so recht folgen. Es ist mir nicht einsichtig wie die „Deutungshoheit in der Klimapolitik“ zur „Kontrolle der Erzeugung und des Einsatzes von Energie“ führen soll. Wesentlich eingängiger ist die Argumentation, dass der Drang zum Einsatz regenerativer Energien den Erdölproduzenten schadet und daher diese mit aller Macht diese Entwicklung bremsen wollen. Wissen Sie ob der ScienceScepticalBlog nicht von irgend einem Ölkonzern gelenkt wird?
    Auch die Strategie der Anpassung scheint mir keine Alternative sondern nur eine notwendige Ergänzung zu sein. Abgesehen davon arbeiten die, die das Geld dafür haben auch ohne Konferenz ständig daran. Wir, die reichen Industrienationen haben keine Probleme uns anzupassen. Menschen mit weniger Geld könnten wir noch aushelfen wenn es den Willen dazu gäbe. Was ist aber mit den Tieren und Pflanzen, denen der Klimaumschwung zu schnell geht? Vielleicht ist das Artensterben durch den Klimawandel ja eine Lüge. Mir persönlich erscheint die Argumentation derer, die von diesem Artensterben berichten zumindest plausibler als die Argumentation von Peter Heller. Und selbst wenn es eine Lüge wäre, so bleibt doch die Tatsache bestehen, dass die Ölvorräte nicht unendlich halten, wir also früher oder später sowieso auf Sonnenenergie ausweichen müssen und Öl an sich zu kostbar ist um es nur zu verbrennen.
    Auch wenn, oder gerade weil es stimmt dass wir nicht wirklich wissen wie genau der Mensch die Umwelt beeinflusst, kann es doch nicht falsch sein, unseren Einfluss auf die Umwelt zu minimieren. Erst wenn wir wirklich wissen was wir tun können wir es uns leisten unsere Umwelt beliebig zu manipulieren.

    • adtstar  Dezember 8, 2009

      Ja, da haben sie Recht. Man sollte auch bei den Skeptikern vorsichtig sein. Aber die These, dass die herrschenden Regierungen den Klimawandel benutzen könnten, um ihre Macht/Beliebtheit/Deutungshoheit zu sichern, hat schon etwas verdächtig Wahres an sich.

      Gestern schrieb ich ja, dass Frau Merkel vor der Krise zur Weltklimaretterin ernannt wurde. Das folgte natürlich schon einem konkreten Zweck. Möglicherweise wird der Klimawandel gerade auch deshalb wieder dramatisiert, um vom hoffnungslosen Versagen der Regierungen bei der Bewältigung der ökonomischen Krise abzulenken.

      Mit anderen Worten: Mit Klimapolitik lässt sich prima Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache betreiben.

    • ingrid  Dezember 9, 2009

      Auch ich kann Arnold nur zustimmen. Wir müssen das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wir sind alle viel zu egoistisch und wollen von unserem Standard nicht runter. Ewig wird uns eingebleut, dass es Wohlstand nur mit Wachstum geben kann. Aber das geht auf Kosten der ärmeren Länder.

      Auch ich kann nicht einschätzen, welchen Einfluss die Ölkonzerne auf all diese Dinge haben, vermute aber, dass es mehr ist als wir ahnen.

      Zu all dem empfehle ich den Film „Home“ von Yann Arthus-Bertrand (auch „Nomaden der Lüfte“ ist von ihm). Hier wird auf eine ästhetisch wunderbare Weise der Niedergang unserer Erde dokumentiert, man weiß nicht, ob man sich an den Bildern freuen oder sich vor den Dokumenten grausen soll.

  2. Anonymous  Dezember 8, 2009

    Ich habe mich immer gefragt, warum unsere Kanzlerin als internationale Umweltkämpferin profilieren möchte, obwohl das gar nicht in ihr politisches Programm passen mag.
    Will sie die industriellen Schwellenländer durch Umweltauflagen aus der Konkurrenz schieben?
    Hat sie so endlich den Boden für etliche AKW-Laufzeiten geebnet bzw. den entsprechenden Widerstand gebrochen? Brauchte sie die Grün gesinnten Wähler für möglichst viel Macht – auch schwarz/grün, dafür ohne die Linken? Mit ernsthafter Umweltpolitik hat das für mich nichts zu tun.Warum sonst fördert man sonst den Afganistan-Krieg (Interesse am Öl, Pipeline aus Pakistan etc.) und nicht die Entwicklung regenerativer Energiequellen und die Verschwendung von Energie selbst (die führt ja letztlich zur Klimaerwärmung)? Seit meiner Schulzeit in den 80igern wird dieses Thema als wichtig empfunden, aber trotzdem stehen wir ständig am Anfang …