Zur Härte des WM-Finals

Geschrieben von: am 11. Jul 2010 um 20:04

Der Kommentator des Spiels Béla Réthy ist mal wieder ein Totalausfall. Er könne sich nicht erklären, dass beide Mannschaften so schlecht spielen und nur foulen würden. Vielleicht hätte er sich noch einmal die letzten WM-Finals vor das geistige Auge rufen sollen, sofern er soetwas besitzt. Nur 2002 und 1998 gab es wirklich tolle Finalspiele, ansonsten prägte immer viel Taktik und Aggressivität das letzte Spiel einer WM. Im Jahr 1998 deklassierte die französische Équipe die bis dahin das Turnier in Frankreich dominierenden Brasilianer. Und im Jahr 2002 lieferten die Deutschen im Finale gegen Brasilien eines ihrer besten Spiele ab, verloren jedoch gegen schlau konternte Brasilianer und aufgrund zweier Fehler des Bildzeitungs TITANS Oliver Kahn.

Und woran erinnert man sich 2006? Da gab es im Spiel Italien gegen Frankreich die rote Karte gegen Zidane, nachdem der seinen Gegenspieler Marco Materazzi mit einem Kopfstoß zu Boden streckte. 1990 gab es zwei Platzverweise gegen Argentinien. Das Endspiel bei der WM in den USA 1994 in Los Angeles war wahlweise eines der spannendsten oder eben langweiligsten Matches der WM-Geschichte. Die Finalisten Italien und Brasilien neutralisierten sich über 120 Minuten. Keine Tore und dann das Drama des Roberto Baggio im Elfmeterschießen, der Italien zuvor noch mit seinen Toren durch die K.O.-Runde geschossen hatte.

Wieso also sollte es bei dem heutigen Finale anders sein, als in den meisten Endspielen zuvor? Es ist doch irgendwie toll. Die Spanier spielen wie die Holländer früher und die Holländer spielen wie die Deutschen früher. Und beide wollen den Titel endlich zum ersten Mal. Da geht es nunmal hart zur Sache. Alles andere wäre doch sehr überraschend gewesen.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Careca  Juli 11, 2010

    Die besten Endspiele gab es in den 70ern und 80ern. Aber das war eine Zeit, als die Vierer-Abwehrkette noch nicht das Maß der strategischen Betrachtung war und die Mittelfeldspieler noch fern ab jeglichen Marathonambiancen waren.