Käßmann trifft zu Guttenberg – Na, was da wohl raus kommt?

Geschrieben von: am 11. Jan 2010 um 16:07

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, hatte in ihrer viel beachteten Neujahrsansprache ordentlich auf den noch neuen Putz der Dresdner Frauenkirche gehauen und der politischen Elite dieses Landes gehörig die Leviten gelesen. Unter anderem auch zur Afghanistan-Strategie der Bundesregierung.

„Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden.“

Vor Weihnachten war sie in einem HAZ-Interview (siehe u.a. tagesschau.de) noch deutlicher geworden und sagte wörtlich:

„Auch nach den weitesten Maßstäben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist dieser Krieg so nicht zu rechtfertigen.“

Krawumm. Das hatte gesessen im tief religiösen Politikerdeutschland. Nun können wir uns alle sicherlich denken, was bei dem Treffen herauskommt. Man wird sich aufeinander zubewegen. Freigeist zu Guttenberg wird Verständnis heucheln und dennoch nie sagen, dass der Krieg nicht zu rechtfertigen wäre und Frau Käßmann wird ihre Position revidieren und den deutschen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes würdigen. Damit wäre die Kuh dann wieder vom Eis.

Auf tagesschau.de können sie so etwas Ähnliches bereits als Ergebnismeldung lesen. Einfach nur lachhaft.

Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass der Dialog weitergeführt werden müsse, sagte EKD-Militärbischof Martin Dutzmann dem Radiosender NDR Info. Zudem wurde vereinbart, dass Guttenberg demnächst auf einer Akademietagung der evangelischen Kirche sprechen und Käßmann ihrerseits eine Rede vor der Führungsakademie der Bundeswehr halten wird.

Und weil der Vorgang nicht schon so absurd genug ist, wird uns heute nach jeder Meldung über das Treffen von Käßmann und Gutti eine weitere Meldung zum Thema Afghanistan um die Ohren gehauen. Eine Umfrage im Auftrag der Sender WDR, ABC und BBC unter der afghanischen Bevölkerung habe tolle Ergebnisse ergeben. „Die Afghanen sehen ihr Land auf dem richtigen Weg.“, heißt es da zusammengefasst. Eine Verbesserung der Stimmung in der afghanischen Bevölkerung wird von den Forschern natürlich so kommentiert:

Dieser Optimismus passt so gar nicht zur Stimmung in den USA und Europa, wo kaum noch jemand auf eine positive Entwicklung am Hindukusch setzt und sich die Debatten deshalb auf einen schnellen Ausstieg aus einem vermeintlich gescheiterten Abenteuer konzentrieren.

Was soll mit dieser Umfrage eigentlich bezweckt werden? In den soeben zitierten Sätzen finden sie wohl die Antwort. Aber lesen sie sich ruhig auch die gesamte Analyse durch. Einfach nur realitätsfremd. Diese Umfrage belegt einmal mehr, dass man die dusselige Fragerei nach der Beliebtheit von Bundespolitikern noch toppen kann.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Teja552  Januar 11, 2010

    Sämtliche Befragungen hier sind nichts wert, genauso wenig wie die Aussagen von Politikern auf brennende fragen.

    Es ist in Afghanistan natürlich kein Krieg und wir sind dort nur zum Wiederaufbau, aber sicher doch und wir töten auch keine Zivilisten…..

    Naja was will man anders erwarten, man muss ja schließlich den Bürgern etwas sagen, auch wenn es nur Halbwahrheiten sind!

  2. Careca  Januar 11, 2010

    Das Gespräch zwischen Käßmann und zu Guttenberg hat in einer entspannten, konstruktiven und freundschaftlichen Atmosphäre mit gegenseitigem, aufrichtigem Respekt stattgefunden. Es wurden viele gemeinsame Ansichten und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. Frau Käßmann und Herr zu Guttenberg haben beschlossen, nächsten Sonntag zu heiraten.
    Okay, das war jetzt ein Plagiat von Otto Waalkes, der die damalige deutsch-deutsche Ost-West-Diplomaten-Sprache plagierte und was die Journalisten gebetsmühlenartig immer und immer wiederholten.
    Frau Käßmann ist jetzt mundtot gemacht und zu Guttenberg hat verlorenes Terrain zurückerobert. Wie es sich für einen kompromisslosen Militärfalken gehört.

    Und dann:
    Der Bericht gefällt in der Tat wenig. Dort finden sich alte Klischees neu aufgebrüht.

    Korruption ohnehin ein prägender Bestandteil des afghanischen Alltags

    Aha, der Afghane ist korrupt. Wussten wir es doch. Ohnehin wussten wir es doch. Das ist halt der afghanischen Alltag, wie ihn wir in unserem Alltag halt so vorstellen. Unser tägliches Vorurteil? Wie korrupt ist eigentlich London oder Frankfurt? Sind die Afghanen korrupter als ein Londoner oder Frankfurter Banker (Geschäftsmann)? Ist er politisch integranter als ein hessischer Koch bei der psychologischen beurteiolung seiner Beamten? Das würde mich nun doch mal interessieren … soviel Zeit für einen Vergleich muss doch sein. Was? Das kann man nicht vergleichen. Ich muss doch bitten! So schlimm sollte man das Koch’sche System doch nun auch nicht diffamieren! …

    Und dann ganz klein und unbedeutend, fast ein nichts in der Wortlandschaft, der folgende Satz:

    Bemerkenswert ist, dass die Verbesserungen im alltäglichen Leben nicht mit der internationalen Entwicklungshilfe in Verbindung gebracht werden.

    Aha. Womit der Schreiber wohl meint, dass die nicht merken, dass in Wahrheit die internationale Entwicklungshilfe der Verursacher der Verbesserungen ist. Was sind denn nochmals die Wirtschaftsartikel Afghanistans, welche dort die Ökonomie beflügeln?
    Oder soll ich den Satz wörtlich nehmen? All die ganzen Bomben und Granaten, um die gerade asphaltierten Straßen wieder aufzureißen für nichts und wieder nichts? Zur Strafe empfehle ich dann: Abzug aus Afghanistan! Aber hurtig!

    während sich die Zahl der Afghanen mit einem negativen Bild mehr als verdoppelt hat (+17 auf 31 %)

    Herrlich. Vor einer Woche noch hatte die Umfrage unter meinen Nachbarn ergeben, dass 50% mich nicht mögen. Heute sind es nur noch die Hälfte (28%), die mich nicht mögen. Was passiert ist? Das eine Ehepaar bekam Zwillinge und das andere eine Tochter. Und die drei neuen konnten nichts gegen mich einwenden.
    Was ich damit sagen will, dieses Prozentgeschaukel ist doch für den Popo. Wie kann man Relativzahlen absolut in einem Verhältnis zueinander setzen, ohne die Quantitätszahlen zu erwähnen? Das ist unsauber. Leider aber normaler Usus, um Statistik da vorzutäuschen, wo sie sinnfrei ist.

    Später dann, viel später dann der folgende Satz:

    Befragung von 1554 repräsentativ ausgewählten Afghanen in allen 34 Provinzen

    Was heißt denn hier repräsentativ? So wie in Deutschland? Oder so wie in Brasilien? Oder so wie in Afghanistan? Kann mir mal wer erklären, welche Kriterien dieses „repräsentativ“ repräsentiert? „Repräsentativ“ anhand der Einkommensverteilung? „Repräsentativ“ anhand der Stammesgrößen? „Repräsentativ“ anhand der Besitztümer? Antworten mit dem Wort „wohl“ und ohne Quelle werden nicht akzeptiert.

    Das Wort „realitätsfremd“ trifft diese Umfrage leider in keiner Weise. Der Afghane an sich ist uns so unbekannt wie ein Antipode dem anderen. Daher wäre das Wort „sinnfrei“ hier besser angebracht.

    • Einhard  Januar 11, 2010

      Wunderbar erkannt, danke

    • adtstar  Januar 12, 2010

      Sehr schön. ;)

  3. adtstar  Januar 13, 2010

    Der Vollständigkeit halber sollte man doch sagen, dass Frau Käßmann zu ihren getroffenen Aussagen auch weiterhin steht und nichts zurücknimmt. Respekt!