Kurz notiert: Raus und rein

Geschrieben von: am 18. Okt 2017 um 9:34

  • Die SPD-Bundestagsfraktion will raus: Und zwar zu den Wählern und nicht weil es im Bundestag mittlerweile recht eng geworden ist, wie die Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles gestern ankündigte. Vom 13. bis 19. November wollen die Abgeordneten in ihren Wahlkreisen erneut an Türen klopfen und die Menschen dahinter fragen, welche Themen die SPD künftig behandeln soll. Das ist bestimmt eine tolle Idee, nachdem die Sozialdemokraten offenbar jahrelang ohne Rückkopplung zum Wähler vor sich hin regiert haben. Vielleicht dient das Ganze aber auch nur dazu, um davon abzulenken, wer trotz Wahlniederlage nicht raus, sondern wieder rein will.
  • Zu den Sondierungsgesprächen wollen viele rein: Bei der Union sind 28, bei den Grünen 14 und bei der FDP 13 Vertreter mit den Verhandlungen betraut, die eigentlich keine sind, da die Treffen normalerweise nur dem ersten Vorfühlen dienen. Die Herstellung emotionaler Nähe soll dennoch mehrere Wochen andauern, weil man sich offensichtlich noch gar nicht richtig kennt. Damit man den Zeitrahmen auch ausfüllen kann, finden heute erst einmal nur Vorgespräche statt. Die Union trifft sich zunächst mit der FDP und danach mit den Grünen. Am Donnerstag fühlen dann Grüne und FDP untereinander weiter, bevor dann am Freitag die eigentlichen Sondierungsgespräche beginnen. Man könnte den Eindruck gewinnen, die wollen, was eine Regierung anbelangt lieber raus, statt rein.
  • Rein-Raus-Spiel mit dem Kabinett-O-Mat: Die Tagesschau verstößt ja immer häufiger gegen ihren Programmauftrag und überlässt es mittlerweile auch dem Publikum, das künftige Kabinett zu bilden. Irgendwann wird aus dem Ergebnis dieses interaktiven Rein-Raus-Spiels, bei dem der Regierungschef gar nicht bestimmt werden kann, vermutlich eine tolle Rausschmeißermeldung produziert, um die Leere zu füllen, die durch angedrohte monatelange Verhandlungen entstehen wird. Oder: Wie Erasco von Rotterdam schon wusste: Wer oft genug an’s Hohle klopft, der schenkt der Leere ein Geräusch.
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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Hartmut Schwarz  Oktober 19, 2017

    In der Bundespolitik herrscht meistens Fraktionszwang.
    Zur SPD.
    Diese Partei möchte das Wissen der Kleinen Leute für eine bessere Bundespolitik nutzen, deshalb schickt die SPD ihre Parteimitglieder an die Front. Ganz toll, ein Anfang. Da erzählte ich vor einigen Jahren so einem Mitglied, die Werbung für eine Wahl machte, genau über diese Missstände……als Antwort kam das Angebot doch Parteimitglied zu werden.