Neues vom “dümmsten Gericht”

Geschrieben von: am 29. Apr 2013 um 18:34

Die “wichtigen” überregionalen Medien gehen bei der Platzvergabe im NSU-Mordprozess leider leer aus. Frankfurter Allgemeine, Die Welt, Die Zeit, Frankfurter Rundschau, taz und auch die Süddeutsche hat es getroffen. Dafür dürfen Bild (freut sich schon über den gewonnenen “Verlosungskrimi”), Brigitte und RTL2 ausführlich berichten. Ausgerechnet RTL2, die eine vermeintliche Nachrichtensendung nur deshalb im Programm haben, um die Sendelizenz nicht zu verlieren. Das ganze Verfahren ist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. Natürlich haben sich bei der Verlosung mehr Medien angemeldet, als bei der ersten Akkreditierungsrunde. Der Ausgang des Losverfahrens war also vorhersehbar wie auch die Tatsache, dass einige Medien das Ergebnis nun anfechten werden.

Und das alles nur, weil das Gericht offenbar beleidigt von der Karlsruher Entscheidung ein noch korrekteres Vergabeverfahren vollziehen wollte. Was wäre aber gewesen, wenn das Gericht den zahlreichen Vorschlägen und Angeboten zur raschen Lösung der unbefriedigenden Situation gefolgt wäre? Warum hat man den Tausch von Plätzen nicht zugelassen oder gar einen größeren Gerichtssaal gewählt? Selbst der Vorschlag von Oliver Welke in der heute-show vom 19. April, einfach ein paar Klappstühle im Gerichtssaal aufzustellen, hatte seinen Charme. Nein, Vorschriften müssen eingehalten werden, egal wie lächerlich man sich auch macht. Bei Problemen wird einfach die ahnungslose Pressesprecherin in den Ring geschickt.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Skalg  April 30, 2013

    Die Aufregung kann ich ehrlich gesagt null verstehen. Kritisiert wurde ja, dass einige Medien zu spät informiert wurden und dann keine ausländische Presse beteiligt war – eine Neuverteilung war die radikalste Art, auf wirklich jede Kritik einzugehen.
    Es gab mehrere Kontingente, um auch wirklich alles zu berücksichtigen, und mit dem Losverfahren eines, das komplett fair und transparent ist. Der Rest ist halt Glückssache.
    Klar, man hätte das ganze in einen Nebenraum übertragen können, aber das Gericht findet das immer noch rechtlich problematisch und hat sich halt so entschieden.

    • Einhard  April 30, 2013

      Ein wie auch immer geartetes Verfahren, das echte Zeitungen, die einen klaren Informationsauftrag haben, außen vor läßt für eine Zeitschrift wie die Brigitte… Ich dachte eigentlich, nach der letzten Entscheidung des BVerfG, es könnte an diesem Prozeß nichts mehr poeinlicher werden…

      Praktischerweise hat ja nun ein freischaffender Journailist geklagt, der im 1. Anlauf einen Platz erhalten hatte, nun aber leer ausgegangen ist.