Jubel in Leipzig und in Kassel

Geschrieben von: am 23. Mai 2013 um 14:28

Heute feiert die Sozialdemokratie ihren 150. Geburtstag und ein im Mai 2007 geborener Kläger vor dem Bundessozialgericht einen Erfolg, der ohne die SPD nicht denkbar wäre. Dem inzwischen Sechsjährigen steht nämlich ein Jugendbett als Erstausstattung im Rahmen der in Leipzig noch einmal ausdrücklich von allen Seiten gelobten Hartz-IV-Gesetzgebung zu. Allerdings ist noch nicht klar, ob auch die Anschaffungskosten in Höhe von 272 Euro angemessen sind. Denn das muss nun jenes Sozialgericht entscheiden, das dem jungen Kläger zuvor die Bewilligung von Leistungen für ein “Jugendbett” mit Lattenrost auf Grundlage der in Leipzig noch einmal von allen Seiten so gelobten Hartz-IV-Gesetzgebung rechtswidrig versagt hatte.

Beim Festakt im Leipziger Gewandhaus spielen solche in der Sache und Juristerei widersprüchlichen Einzelschicksale freilich keine Rolle. Der 150. Geburtstag der “alten Tante” SPD wurde wie erwartet dafür missbraucht, um ein weiteres Mal die krachend gescheiterte Agenda-Politik als bahnbrechenden Erfolg zu würdigen.

SPD_150_Neu

Hier ziehen der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel und dessen heimliche Kanzlerkandidatin, die in Leipzig ganz selbstverständlich neben ihm in der ersten Reihe Platz genommen hatte, an einem Strang. Denn was der ganz links im Bild abgeschnittene Altkanzler Schröder begann, setzt Angela Merkel mit Hilfe von lauter Sozialdemokraten um sie herum in Europa und Deutschland auf brutale Weise weiter um. Sie alle wissen, was angemessen ist für Europa, Deutschland und vor dem Sozialgericht klagende Windelträger, die bis zu einer richterlichen Entscheidung längst aus Betten und knappen Regelsätzen hinaus- und in die von der SPD zu verantwortende Armut dauerhaft hineingewachsen sind.

Es braucht offensichtlich drei Jahre und mehrere Gerichte, um festzustellen:

Der Bedarf nach einem neuen Bett sei lediglich wegen des Wachsens des Klägers entstanden.

In diesem von Richtern formulierten einfachen und für jeden verständlichen Satz drückt sich der unbeschreibliche Erfolg der von allen Seiten so gelobten und einzig noch lebenden Agenda-Reform aus. Dafür hat die SPD 150 Jahre gekämpft. Chapeau.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Anonymous  Mai 23, 2013

    Kann man überhaupt so lange bestehen/leben …

    … ich denke ja, daß da nicht mehr allzu viele Jubeljahre
    dazukommen werden – meiner Ansicht nach, hat sich das Parteiensystem ausge-/über-lebt – es trennt die Menschen mehr, als sie es eint …

    … dies kann keinesfalls im Sinne des Schöpfers sein!!

    Wem nützt diese Trennung in Ideologien – es fördert Streit in den Völkern und zwischen den Völkern – so wie sich die verschiedenen Weltreligionen verabschieden werden, kommt auch das Ende des Parteien-Systems …

    … je schneller, desto besser für die Menschheit und die Welt!

    Traumfaenger71

    • PIt  Mai 23, 2013

      Besser kann man es nicht ausdrücken, lieber ein Ende mit Schrecken, als….. Parteien sind erstens wie es der Name sagt parteiisch und zweitens in diesem Land sowieso schneller unterwandert als gegründet. Wir brauchen Gruppen von unabhängigen Wissenschaftlern und Bürgern die unsere Zukunft mit uns gemeinsam planen.

  2. olimano  Mai 23, 2013

    Der Erfolg der Agenda-Reform,
    ist wirklich nun einfach enorm,
    oder neudeutsch gesagt: Fett!
    ja denn ein echtes Jugendbett,
    halt einem Kind zuzugestehen,
    sind Dinge, die wir jetzt sehen,
    wegen diesem tollen Hartz-VI,
    hier in dem deutschen Revier.

    Als Wehmutstropfen im Text:
    Merken dass ein Kind wächst,
    dauert hierzulande drei Jahre.
    Diese Lage, keine wunderbare,
    doch wollte man sich mal loben,
    auf der 150 Jahr Feier austoben,
    und so von Partydunst umwoben,
    hat man wichtige Entscheidungen auch weiterhin aufgeschoben.

    Liebe SPD, über eure Arbeit sind wir ja alle froh,
    denn sinnloser geht’s nirgendwo, also: Chapeau!

  3. Teja552  Mai 23, 2013

    Da sind doch all die Heuchler, Selbstbediener und sogenannte „Volksvertreter“ versammelt und feiern sich selbst und eine Agenda des Unrechts die man inzwischen schon längst auf jene EU-Mitgliedsländer übertragen hat die in den Genuss von „Sparpaketen“ gekommen sind……..,dieser Geburtstag ist eher ein Geburtstag der Schande und des Verrats an den Menschen die ihnen glaubten……..und Gauck faselt wieder von Freiheit und Gerechtigkeit, naja in dieser Gesellschaft bekam er bestimmt seinen Applaus, eine Krähe hackt ja der anderen kein Auge aus……

  4. Eberhard Schneidedr  Mai 23, 2013

    Ich war bis zu meinem Austritt 2005 34 Jahre Mitglied der SPD:
    Eingetreten wegen Willy Brandt,dem letzten Sozialdemokraten.
    Heute geht mir diese Partei am A… vorbei und ich schäme mich
    für sie.Und dazu noch diese peinliche Feier mit peinlichen
    Beweihräucherungen.Dazu noch der Kümmerer Gauckler und Schröder
    wurde gefeiert.
    Wie im Kommunismus wo sich die obersten Gängster gegenseitig
    die Orden und Lobhudeleien zu werfen

    Eine Partei zum Kotzen

  5. landbewohner  Mai 24, 2013

    ganoven unter sich – diese feier kann dem volk am a… vorbeigehen.
    und nochmal deutlich: daß kinder kein bett brauchen, ist der einsame beschluß eine(r) fallmanager(in), die so etwas garantiert auch ohne hartz gesetz festgestellt hätte.

  6. Kopfstaendler  Mai 25, 2013

    Eine Mund-zu-Mund-Beatmung als Judaskuss ! Lass‘ die SPD endgültig in der Versenkung verschwinden.
    Auferstehung mõglich, aber erst nach gründlicher Reinigung des Geistes und Abtreten der Schuldigen in den Abtritt.

    Wer sich so rasch von seinen eigenen Idealen entfernen konnte, verdient keine Ehre mehr.

    Aus der Alten Dame wurde eine ehrlose Nutte.