Griechische Wirtschaft bricht dramatisch ein – Finanzministertreffen abgesagt

Geschrieben von: am 14. Feb 2012 um 19:52

Gerade eben wurden noch härtere Sparmaßnahmen beschlossen, die angeblich zu einer geringeren Verschuldung und zu mehr Wettbewerbsfähigkeit führen sollen. Dabei entfalten die bisher umgesetzten Kürzungen in Griechenland weiter ihre brutale und verheerende Wirkung. Die griechische Wirtschaft bricht um 6,8 Prozent im vierten Quartal 2011 ein. Zudem sind mehr als eine Million Griechen (Quote: 20,9 Prozent) ohne Job. Nach dem Willen der EU-Sparfetischisten um Kanzlerin Angela Merkel sollen es in diesem Jahr noch mehr werden, um die Arbeitslosigkeit nachhaltig wieder zu senken.

Deutlicher kann das Scheitern der aufgezwungenen Sparorgie nicht belegt werden. Immer mehr Steuereinnahmen brechen weg, das Staatsdefizit und die Verschuldung des Landes nehmen weiter zu denn ab, wie von denen weißgesagt, die immer noch daran glauben, einen volkswirtschaftlichen Sparerfolg durch das Kürzen von staatlichen Ausgaben erreichen zu können. Angela Merkel sollte zu Recht und persönlich für dieses Desaster verantwortlich gemacht werden.

Sie war es, die Hilfen an Griechenland lange mit der Begründung verweigerte, erst härtere Einschnitte durchsetzen zu wollen. Mit dieser destruktiven Politik stürzte die deutsche Kanzlerin nicht nur die Griechen in eine bedrohliche Situation, die sich nun auch mit Hilfe von Gewalt entlädt, sondern sie verteuerte mit ihrer zögerlichen Haltung das gesamte Rettungsmanöver für alle übrigen Eurozonenmitglieder.

Unterdessen wurde das ursprünglich für morgen angesetzte Gipfeltreffen der Eurozonen-Finanzminister mit der Begründung abgesagt, dass Athen die Bedingungen für ein zweites Hilfspaket noch immer nicht erfüllt habe. Deshalb seien weitere Gespräche zwischen Troika, EZB, IWF und den griechischen Behörden erforderlich.

8

Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
  Verwandte Beiträge

Kommentare

  1. Ormuz  Februar 14, 2012

    Ehrlich gesagt verstehe ich überhaupt nicht was da vorgeht, wenn alle sparen sollen wie verrückt und keiner mehr Geld hat, wer soll dann nachher noch all unsere Sachen kaufen können, die wir ja weiterhin weltmeisterlich exportieren wollen?
    Mit dem Sparzwang für andere sägen wir uns doch auch den eigenen Ast ab – ne?

    • ludischbo  Februar 14, 2012

      Genauso ist es. Wenn „unsere Kunden“ alle sparen, werden (können) sie nichts kaufen. Die deutsche Exportwirtschaft profitiert derweil allerdings noch vom schwächelnden Eurokurs. Dadurch werden die Exporte im Nichteuroraum konkurrenzfähiger. Auch hier profitiert ein Wirtschaftszweig von dem Chaos der anderen.

      Aber wie lange wird das noch so sein?

      • ludischbo  Februar 14, 2012

        ..ich ergänze: von der Troika aufgezwungenem Chaos …

      • Ormuz  Februar 15, 2012

        Das ist richtig, aber kurzfristig gedacht, der schwächelnde Euro beschert nicht nur den Griechen, Spaniern, Portugiesen etc Schulden, sonder über kurz oder lang auch uns mer als wir verkraften können, d.h eines Tages werden uns die Chinesen die Bedingungen diktieren, weil sie uns aufkaufen – wollen wir das wirklich?

        • ludischbo  Februar 15, 2012

          Der Wettbewerbsvorteil wegen eines schwächelnden Eurokurses ist m.E so oder so nur eine kurzfristiger Mitnahmeeffekt der Exportwirtschaft.
          Bricht der Euro auf so eine ART Nord-Euro alá Olaf Henkel auseinander ist das Schnee von gestern. Dann wird der Vize-Exortweltmeister wahrscheinlich (durch einen überbewerteten neuen Euro oder DM) noch sein Blaues Wunder erleben.

          Viellicht will aber auch eines Tages Chingermany die Welt diktieren. Das beschaffen von Wettbewerbsvorteile über niedrige Lohnkosten beherrschen beide Volkswirtschaften ja prächtig.

  2. Grilleau  Februar 14, 2012

    Hallo Andre,

    ich kann dir gar nicht sagen, was in mir vorgeht, wenn ich diese Zeilen lese. Es ist besser ich bin ganz ruhig denn alles was ich sage, würde den Straftatbestand erfüllen.

  3. Arnold  Februar 15, 2012

    Ich leide: mit den Griechen, mit den Hartz 4 Empfängern, wegen S21 … und empfinde Ohnmacht in dieser Situation. Vielleicht ist es der Gesundheit ja zuträglicher ahnungslos zu sein.
    Nicht mal am Mittagstisch im Gespräch mit einem Kollegen gelingt es mir über den Unsinn von anhaltenden Außenbilanzüberschüssen aufzuklären. Einem Drittklässler kann man das erklären aber ein indoktrinierter, an sich gebildeter Erwachsener antwortet nur: „Manche habe die Theorie manche eine Andere ich glaube eben an die andere“.
    Wenn die Menschen glauben wollen, dass die Griechen bluten müssen hilft alle Aufklärung nichts.