Was ist mit den Jungs, Krause?

Geschrieben von: am 29. Jun 2016 um 6:51

Quelle: pixabay

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Genau ein Jahr ist es her, als die griechische Regierung das Volk befragte, ob es die Bedingungen der Sparpolitik akzeptieren wolle. Oxi, das griechische Wort für Nein wurde daraufhin zum Synonym für den Widerstand gegen das Diktat der Troika. Gleichzeitig verbanden die Griechen dieses Nein mit einem klaren Ja zum Euro und der Europäischen Union. Damals schimpfte Brüssel aber laut über das Referendum, das der griechische Regierungschef Alexis Tsipras initiierte. Bei David Cameron sieht die Sache anders aus. Die Schimpferei hat sich schnell erledigt.

Der Europakorrespondent der ARD, Rolf-Dieter Krause schäumte vor einem Jahr und sprach offen abfällig über die Jungs von Syriza, die so was von verantwortungslos seien und zum Teufel gejagt gehören. Die Griechen sollten das erledigen, fügte Krause bei Plasberg noch hinzu. Sie sollten ihre Regierung zum Teufel jagen.

Letzte Woche haben nun die Briten über den Verbleib in der Europäischen Union abgestimmt. Der britische Premierminister David Cameron dachte sich, frag ich mal das Volk, wird schon schief gehen. Und es ging schief. Doch von einer Verantwortungslosigkeit hörte man gestern aus Brüssel nichts. Nicht mal eine kalte Schulter soll es gegeben haben, wie die Tagesthemen berichten.

Im Gegenteil. Der Noch-Regierungschef wurde gar freundlich empfangen. Eine Strafaktion gegen das Land soll es nicht geben. Und, was auch ganz wichtig ist, keine Uhr tickt oder läuft gerade ab, wie bei Griechenland das ganze letzte Jahr über. Die eilig aufgebaute Druckkulisse unmittelbar nach dem Brexitentscheid ist bereits zerbrochen. Ein paar Wochen dürfe sich Cameron natürlich noch Zeit lassen, heißt es nun aus Brüssel.

Und Rolf-Dieter Krause? Der referiert über das Verständnis für die honorigen Herren von der Insel. Die haben genug mit sich selbst zu tun bei der Neubesetzung der Führungspositionen und brauchen deshalb ein wenig Zeit. Aber ein Krause wäre natürlich nicht der, der er ist, wenn er nicht einen Seitenhieb für die Südeuropäer übrig hätte. Die lachen sich heimlich ins Fäustchen, weiß der Leiter des ARD-Studios in Brüssel zu berichten, obwohl der Ausgang des britischen Referendums unter anderem die spanische Bevölkerung bei der Wahl ihres Parlaments disziplinierte.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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