Rekordsumme für sportliche Langeweile

Geschrieben von: am 09. Jun 2016 um 21:40

Quelle: pixabay

Die Zahl des Tages lautet 4,64 Mrd. Euro. So viel Geld bekommt die Deutsche Fußballliga (DFL) von Medienkonzernen für ihr Produkt Bundesliga in den kommenden Jahren bis 2021 ausgezahlt. Das ist eine neue Rekordsumme (+85 Prozent), die angesichts der Langeweile, die seit mindestens vier Spielzeiten infolge grassiert, schon beeindruckend ist. Ihre Begeisterung brachten dann vor allem die Vertreter des FC Bayern München zum Ausdruck.


Karl-Heinz Rummenigge konnte es kaum fassen:

„Herrn Seifert und seinem Team muss man ein großes Kompliment machen, sie haben es wunderbar gemacht. Ich hatte den Wunsch geäußert mehr als eine Milliarde zu erzielen, dieser Wunsch ist erfüllt worden. Es ist für die Bundesliga und die 2. Liga ein ausgezeichnetes Ergebnis, man kann auch sagen: überragend.“

Zwar ist über die Verteilung der Fernsehgelder noch nicht entschieden worden, es ist aber davon auszugehen, dass der FC Bayern mehr erhalten und damit den Abstand zum Rest der Liga mindestens halten oder noch einmal vergrößern wird. Werben müsste die Liga also für ein Sportprodukt, bei dem der Gewinner auf absehbare Zeit schon im Voraus feststeht. Wie deprimierend die Lage aus sportlicher Sicht bereits jetzt schon ist, zeigt ein Ausschnitt aus der Sendung Doppelpass mit dem Gast Rudi Völler, der die Spannung der Liga vor allem im Abstiegskampf oder dem Gerangel um die Plätze zwei bis acht sieht.

Dass es ein extremes Gefälle innerhalb der Liga gibt, ist offenkundig. Doch die Verantwortlichen scheint das nicht weiter zu kümmern. Sie wie auch die Fans nehmen es offenbar mit einem Lächeln hin, wenn 17 von 18 Bundesligatrainern vor der Saison kundtun, dass sie gar nicht um die Meisterschaft mitspielen wollen, weil sie den FC Bayern in einer anderen Liga sehen. Hauptsache die Sportschau sendet wie immer.

Die Funktionäre feiern lieber den abermaligen wie aberwitzigen Anstieg der Erlöse aus den Fernsehrechten. Die Gebühren müssen letztlich aber die Gebührenzahler und Abonnenten aufbringen, die dafür dann Woche für Woche mit ansehen müssen, wie die Bayern wenig spektakulär von Sieg zu Sieg spazieren. Der Abschluss sei eine gute Nachricht für den deutschen Profifußball, sagt Ligapräsident Rauball. Die sportliche Wirklichkeit deutet hingegen auf das Gegenteil.

 

Ergänzung 10.06.16: In den USA, dem Mutterland des knallharten Kapitalismus und des uneingeschränkten Wettbewerbs, gelten übrigens strenge Regeln des Ausgleichs, um eben keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Verantwortlichen der Profiligen haben längst erkannt, dass man die Starken gezielt schwächen muss, um den Erfolg des Produkts insgesamt zu erreichen. So gibt es unter anderem Obergrenzen beim Budget für Spielergehälter (Salary Cap) und ein Draft-System, bei dem die schwächsten Teams der abgelaufenen Saison die Chance haben, die besten Nachwuchsspieler als erste zu verpflichten.

Auch dieses System ist nicht perfekt und noch lange kein Garant dafür, Serienmeisterschaften einzelner Teams zu verhindern. Es ist aber um Längen besser als die Organisation des europäischen Vereinsfußballs mit seinen nationalen Ligen und der nach oben offenen Geldzuscheißskala.

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. lliberal  Juni 10, 2016

    Mammon die Triebfeder für Kriege usw. seit Gründung der Bank von England.Gewissenlosigkeit derer die dafür die Verantwortung tragen werden hofiert
    gewählt und verehrt.

  2. André Tautenhahn  Juni 21, 2016

    Das Manager Magazin (http://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/ard-und-zdf-poker-um-olympia-rechte-2018-und-2020-a-1098643.html) berichtet etwas zu den Kosten, die die öffentlich rechtlichen Sender ARD und ZDF für die Bundesligarechte zahlen werden.

    „Die ARD muss für die „Sportschau“-Rechte nach Informationen von manager-magazin.de statt bisher gut 100 ab 2017 rund 134 Millionen Euro pro Saison zahlen, obwohl sie einige Live-Spiele verloren hat und für Zusatzrechte (etwa Wiederholungen) ein weiterer zweistelliger Millionenbetrag fällig wird. Das ZDF hat seinen Einsatz für die Bundesliga mit rund 45 Millionen Euro pro Saison mehr als verdoppelt, dafür allerdings auch einige zusätzliche Live-Spiele erworben.“