Schnell noch einen Ausblick auf den Rückblick

Geschrieben von: am 22. Dez 2015 um 16:55

Es ist die Zeit der Jahresrückblicke. Wo man auch hinschaut. Übrigens eine nette Idee von Strohschneider…

Ich will mal den Versuch eines Ausblicks wagen. Was wird die Kanzlerin wohl in ihrer Neujahrsansprache sagen im Vergleich zum letzten Mal?

1.1.2015

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

2014 wird als ein Jahr in Erinnerung bleiben, das anders verlaufen ist, als wir uns das zu Silvester vor einem Jahr vorstellen konnten.

Es war das Jahr, in dem wir in Europa in lange nicht gekannter Härte erfahren haben, was es bedeutet, wenn Grundlagen unserer europäischen Friedensordnung in Frage gestellt werden – also die freie Selbstbestimmung der Völker. Genau das mutet Russland der Ukraine zu.

Es steht völlig außer Frage, dass wir Sicherheit in Europa gemeinsam mit Russland wollen, nicht gegen Russland. Aber ebenso steht völlig außer Frage, dass Europa ein angebliches Recht eines Stärkeren, der das Völkerrecht missachtet, nicht akzeptieren kann und nicht akzeptieren wird.

Deshalb war 2014 auch das Jahr, in dem Europa genau diese Herausforderung verstanden und gemeinsam mit seinen transatlantischen Partnern angenommen hat.

Europa hat sich entschlossen, sich nicht spalten zu lassen, sondern stärker denn je als Einheit zu handeln, um seine Friedensordnung und seine Werte zu verteidigen. Werte, die Europas Zukunft als Ganzes und die seiner Mitgliedstaaten politisch wie im Übrigen auch wirtschaftlich tragen.

Diese Einheit Europas ist kein Selbstzweck, aber sie ist der Schlüssel, um die Krise in der Ukraine zu überwinden und die Stärke des Rechts durchzusetzen.

(Quelle: Bundesregierung)

1.1.2016

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

2015 wird als ein Jahr in Erinnerung bleiben, das anders verlaufen ist, als wir uns das zu Silvester vor einem Jahr vorstellen konnten.

Es war das Jahr, in dem wir in Europa in lange nicht gekannter Härte erfahren haben, was es bedeutet, wenn Grundlagen unserer spezifischen Vorstellungen in Frage gestellt werden – also das deutsche Selbstverständnis zur Einmischung in die Angelegenheiten anderer Völker.

Es steht völlig außer Frage, dass wir mehrheitlich ein gemeinsames Europa mit Griechenland wollen. Aber ebenso steht völlig außer Frage, dass Europa und insbesondere Deutschland seine Stärke nutzen muss, um die Südeuropäer zu disziplinieren, auch wenn die das nicht akzeptieren wollen.

Deshalb war 2015 auch das Jahr, in dem Europa genau diese Herausforderung verstanden und gemeinsam in der Nacht auf den 13. Juli eine tragfähige Lösung gefunden hat.

Europa hat sich entschlossen, sich nicht spalten zu lassen, sondern stärker denn je als Einheit zu handeln, um unsere deutsche Ordnung und unsere Werte zu verteidigen. Werte, die Europas Zukunft als Ganzes und die seiner Mitgliedstaaten politisch wie im Übrigen auch wirtschaftlich in Zukunft tragen.

Diese deutsche Einheit Europas ist kein Selbstzweck, aber sie ist der Schlüssel, um die Krise im Süden zu überwinden und Partner zu stärken, die leider nicht mehr vom Volk gewählt werden.


 

Übrigens zum Recht des Stärkeren noch eine aktuelle Meldung:

Eurogruppe stoppt Sozialpaket von SYRIZA
Hilfszentren für Arme, Krankenvorsorge für Nichtversicherte, Stopp der Vio.Me-Zwangsversteigerung ausgesetzt / Griechische Regierung muss Parlamentsabstimmung auf Druck der Gläubiger verschieben

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Über den Autor:

André Tautenhahn (tau), Diplom-Sozialwissenschaftler und Freiberuflicher Journalist. Seit 2015 Teil der NachDenkSeiten-Redaktion (Kürzel: AT) und dort mit anderen Mitarbeitern für die Zusammenstellung der Hinweise des Tages zuständig. Außerdem gehört er zum Redaktionsteam des Oppermann-Verlages in Rodenberg und schreibt für regionale Blätter in Wunstorf, Neustadt am Rübenberge und im Landkreis Schaumburg.
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Kommentare

  1. Jannis  Dezember 23, 2015

    Hahaha – köstlich! Besonders die kleinen feinen Unterschiede in den Versionen von 2015 nach 2016 haben mir gut gefallen – zunächst. Aber wenn man die dahinterstehenden Folgerungen für die nicht ganz unrealistische Entwicklung durchdenkt, dann ist mein Spaß doch schnell verflogen. Aber dafür kann der Schreiber nichts; man muss es denjenigen anlasten, die es möglich machten, dass Satire von der Realiät eingeholt werden konnte!

    Jannis